28.06.2012 Erste Eindrücke von Kambodscha

  • Kambodscha ist eine gelungene Mischung aus Thailand und Vietnam: der Königspalast in Phnom Penh sieht aus wie ein kleiner Bruder des Königspalastes in Bangkok, es gibt ebenfalls viel Fisch und Meeresfrüchte zu essen und die Landschaft – naja, befindet sich halt zwischen diesen beiden Ländern.

 

  • Dem Land merkt man die Auswirkungen der schrecklichen Zeit der Khmer Rouge noch deutlich an. Erst seit ca. 30 Jahren vorbei, hat jede Familie ein oder mehrere Mitglieder an Pol Pots Säuberungsaktionen verloren. Die Killingfields und das Toul Sleng Gefängnis sind zwei sehr gute Museen, die diese Zeit erklären und darstellen.

 

  • Die Leute hier sind deutlich freundlicher und offener als in Vietnam. Und ich hab bereits Muskelkater im rechten Arm, weil alle Kinder und auch viele Erwachsene einem zuwinken und ich dann ja immer zurückwinke.

 

  • Hier sind sie wieder: die alten, fetten westlichen Männer mit den hübschen und jungen Khmer-Mädels an der Hand, die sich aufbrezeln, um ihnen zu gefallen.

 

  • Neben „normalem“ Essen kann man hier auch wieder sehr viel Exotisches probieren (oder es bleiben lassen): frittierte Vogelspinnen, allerlei Käfer und Würmer, Zikaden und Heuschrecken, Krokodil und vieles mehr.

 

  • Außer bei touristischen Tanzvorführungen sieht man nirgends traditionelle Kleider. Alle Leute hier, auch die Älteren, laufen in westlichen Klamotten durch die Gegend. Sehr schade. Wahrscheinlich wurde diese Tradition auch durch die Roten Khmer unterbunden. Einzige ungewöhnliche Ausnahme sind auch in Kambodscha (wie in Vietnam) die Schlafanzüge, in denen einige Frauen herumlaufen: für uns ist ein Jersey- oder Biber- oder Frotteeanzug mit Teddys, Blümchen oder kleinen Autos eindeutig ein Schlafi.

29.06.2012 Phnom Penh

Phnom Penh ist für eine Hauptstadt ziemlich übersichtlich und schnuckelig. Das Zentrum wird dominiert vom Gelände des Königspalastes und der Silberpagode, vielen Parks, ein paar Tempeln und der Flusspromenade.

 

Doch am Bekanntesten in Phnom Penh sind wahrscheinlich die so genannten Killing Fields und das Toel Sleng Museum.

Toel Sleng, auch S21 genannt, ist eine ehemalige Schule, die in der Zeit der Roten Khmer als Gefängnis genutzt wurde. Hier wurden alle Gegner des Regimes gefangen gehalten und gefoltert. Gegner Pol Pots waren so ziemlich Alle: Studierte, Lehrer, Mönche, Menschen mit Brille, Reiche, eigentlich alle Stadtbewohner. Er wollte eine ideale Gesellschaft schaffen, die seiner Meinung nach lediglich aus Bauern besteht. So wurden innerhalb weniger Tage alle Städte geräumt und die Bewohner in die Dörfer ihrer Vorfahren verfrachtet. Zwangsarbeit, Mangelernährung und Folter forderten viele Menschenleben.

Und wer die Folter in den Gefängnissen überlebt hat, wurde häufig zu einem der Killing Fields gefahren. Dort wurden die Gefangenen (gefesselt und mit Augenbinde) abgeladen und innerhalb weniger Stunden getötet. Um Munition zu sparen, wurde so ziemlich alles an Waffen verwendet, was erreichbar war: Hammer, Äxte, die scharfen Blätter der Zuckerpalme, Holzknüppel oder Metallketten. Kinder und Babys wurden an den Füßen gehalten und mit dem Kopf an einem Baum geschlagen, um zu verhindern, dass die Kinder später die Morde an ihren Eltern rächen konnten.

 

Beide Museen sind nicht wirklich schön anzusehen, doch ohne Zweifel einen Besuch wert: sehr gut dargestellt, ohne auf die Tränendrüse drücken zu wollen (braucht man auch nicht, da die nackten Tatsachen bereits schlimm genug sind). Mit Audioguide in verschiedenen Sprachen läuft jeder für sich durch die Killing Fields, und so herrscht eine angenehme Ruhe über dem Ort, der einen sehr bewegt.

30.06.2012 Oudong und Tonle Bati

Wie gesagt ist man mit dem Sightseeing in Phnom Penh relativ schnell fertig, doch die Umgebung gibt einige Tagestouren her. Ich habe mir zwei Mal ein Tuktuk für den gesamten Tag gebucht und bin an einem Tag in die alte Königsstadt Oudong, wo heute auf einem Bergrücken (oder besser gesagt: Hügelrücken) einige schöne und alte Stupas stehen. Manche enthalten die Asche ehemaliger Könige, manche sind ganz neu (so neu, dass sie noch nicht mal in meinem Reiseführer stehen), andere haben schöne, farbenfrohe Terracottablumen über den gesamten Stupa verteilt oder einen uralten Buddha im Inneren.

In Tonle Bati, meinem zweiten Tagesausflug, steht heute eine Tempelruine, ähnlich der, die mich in Siem Reap erwarten. Ohne weitere Touristen, ruhig im Wald gelegen und mit schönen Steinmetzarbeiten war dies ein lohnenswerter Ausflug.

01.07.2012 Von Krokodilen, Tempeln und Bambuswagen

Battambang ist nach Phnom Penh die zweitgrößte Stadt in Kambodscha. Auch ihr merkt man das nicht an. Die Tempel in der Stadt, der Markt, die Essensstände am Straßenrand - all das ist typisch für Kambodscha, nein, sogar typisch für Südostasien. Warum also bin ich nach Battambang gefahren? Eigentlich wollte ich von Siem Reap über den Tonle Sap See mit dem Boot nach Battambang fahren. Einfach, weil ich gerne Boot fahre, das nach den vielen Busstunden mal was Anderes ist und ich in Kambodscha mehr sehen wollte als "nur" Phnom Penh und Angkor Wat. Also, den Reiseführer durchblättert: anscheinend kann man in Battambang ein paar angenehme Tage verbringen. Nun hatte ich meine Reiseroute ja etwas umgestellt, da ich ja bereits mit dem Fastboat von Vietnam nach Phnom Penh gedüst bin. Gut, dann halt über Battambang mit dem Boot nach Siem Reap. Doch vorher hatte ich noch mit einem Australier zusammen eine Tagestour im Tuktuk gebucht:

TOP 1: Bamboo Train - auf unglaublich ungeraden Schienen (in ALLE Richtungen ungerade: hoch, runter, rechts, links) fährt eine Art Lore mit Dieselmotor. Da es nur eine Spur gibt, muss bei Gegenverkehr einer der so genannten Bamboo Trains aus dem Weg geräumt werden. Dafür wird erst der "Wagen" weggehoben und dann die beiden Radachsen von den Gleisen entfernt. Doch wer muss nun abbauen und wer hat Vorfahrt? Grundsätzlich gilt: wer am wenigsten Aufwand beim Abbau hat, muss weg! Ein schwer mit Schweinen, Reissäcken und zehn Einheimischen beladener Train hat also Vorfahrt vor einem Wagen, auf dem nur zwei Touris hocken. Bereits zwei Wagen hintereinander, auch wenn nur mit wenigen Touris besetzt, hat Vorfahrt vor einem einzelnen Wagen, egal wie voll.

Wir hatten noch einen weiteren Grund, uns über den endlich hinter uns auftauchenden zweiten Wagen zu freuen: unser Wagen stand anscheinend die Nacht über draußen, so dass das Benzin im Tank mit etwas Regenwasser gemischt war. Ergebnis? Unser Karren sprang nie an. Oder ging während der Fahrt plötzlich aus. Tja, da standen wir dann halt etwas planlos rum, während unser Fahrer ununterbrochen versuchte, das Ding wieder flott zu kriegen. Doch der zweite Wagen hat uns einfach geschoben (heimwärts dann gezogen) und wir mussten fortan auch nicht mehr die Gleise räumen.

TOP 2: Weinprobe - naja, ein bissle früh vielleicht, aber ich hatte schon eine frühere und ausgiebigere Weinproben damals in Südafrika. Und außerdem sind wir halt gerade jetzt da. Kambodscha ist nicht wirklich als Weingegend bekannt. Und das hat seinen Grund: sie können keinen Wein keltern! Pfui Teufel! Die Trauben hier sind unheimlich süß und lecker. Klar, die Sonne brezelt ja ordentlich Zucker in die Trauben rein. Wie nur ist es dann möglich, dass der Wein so sauer ist. Nicht trocken. Oder herb. Nein, sauer! Schlimmer als das Lemon Soda gestern. Saurer als saure Stäbchen von Haribo. Gut, dass das Glas nur so wenig gefüllt war.

Den Whisky, den sie ebenfalls aus den Trauben machen, hab ich dann auch noch probiert. Whisky aus Trauben ist ja auch etwas ganz Besonderes; die Schotten, Amis, Iren und alle anderen Whisky (oder Whiskey) produzierenden Länder brauchen Gerste und Hefe dafür, nicht so die Kambodschaner! Die nehmen Trauben und benennen einen Branntwein einfach um.

Doch ich will nicht kleinlich sein, wenn das Zeugs schmeckt, dürfen sie es nennen, wie sie wollen. Riechen tut die im kleinen Schwenker gereichte, goldene Flüssigkeit wunderbar weich, aromatisch und würzig. Ich bin überrascht. Positiv überrascht. Doch nur kurz, denn schmecken tut das Gesöff, wie man es von dem eben probierten Wein in destillierter Form erwarten kann. Am besten schmeckt bei dieser Weinprobe tatsächlich der Traubensaft. Aber was soll's, Bier brauen können sie in Kambodscha und so bleibe ich halt beim Abendessen bei Anchor, Angkor, Phnom Penh oder einer anderen Marke. Prost!

 

TOP 3: Banan Tempel und Phnom Sampeou mit den Killing Caves - wieder ins Tuktuk gesprungen und weiter geht's. Zwei schöne, alte Tempel stehen auf dem Programm. Ein bisschen wie in Angkor Wat nur in mini. Beim zweiten Tempel werden wir erst von Affen angegriffen und trauen uns gar nicht weiter. Die können echt gemein werden mit ihren scharfen und langen Zähnen. Hab da genug schlechte Erfahrungen gemacht. Und auch dieses Männchen kommt zähnebleckend und brüllend (immer abwechselnd versteht sich) auf uns zu gerannt, so dass wir etwas zurück weichen. Doch als von hinten ein weiterer Affe auftaucht, fühlen wir uns in der Falle und wissen nicht weiter. Es sammeln sich immer mehr dieser Viecher um uns und wir bewaffnen uns mit kleinen bis mittelgroßen Steinen. Mannomann, wir wollten doch eigentlich nur in aller Ruhe einen Tempel besuchen und dann das! Nach 20 Minuten haben wir uns soweit gesammelt und die Männchen sind nun mit den Weibchen beschäftigt und hoffentlich abgelenkt, dass wir uns an den Affen vorbei trauen und weiter zum Tempel gehen.

Dort werden wir von einem Regenschauer überrascht und genießen danach die Aussicht vom Berg. Nur wenig entfernt befindet sich eine Höhle, die von den Roten Khmer ebenfalls als Mordwerkzeug verwendet wurde: in eine kleine Öffnung am oberen Ende wurden die Häftlinge hineingeschubst, häufig mit Hilfe eines Hammers oder einer Keule, wie die Spuren an den Schädeln zeigen. Über mehrere Absätze landeten die Gefangenen dann am unteren Ende der Höhle, die heute über eine Treppe begehbar ist. Bei ihrer Entdeckung haben sich dort die Leichen und Skelette gestapelt. Heute befinden sich ein Schrein, eine Gedenktafel und ein Plexiglasgefäß mit den hier verbliebenen Schädeln und Knochen in der Höhle.

TOP 4: Krokodilfarm - jeder, der mich kennt, weiß, dass ich Krokodile in etwa so sehr mag wie Zahnweh oder Temperaturen unter 15°C. Also überhaupt nicht. Doch da ich mich weder vor Zahnschmerzen noch vor Kälte drücken kann, sollen die Krokos da keine Ausnahme sein. Und ich hab auf meiner Tour mit Tauchen und der Schlange um den Hals ja auch schon einige für mich seeehr ungewöhnliche Dinge erlebt. Und nun also die Krokodile.

Solche Farmen findet man überall in Kambodscha, sie werden zum Essen gezüchtet und größtenteils ins Ausland (Thailand etc.) verkauft. In unserer Farm leben mehrere tausend Krokodile: vom eben geschlüpften Babykrok bis hin zum absoluten Monster, das vor ein paar Jahren aus dem Tonle Sap bei Siem Reap gefangen wurde. So ein fettes Vieh hab ich echt noch nie gesehen! Und auch für die Jungs von "Swamp Brothers" (Nat Geo Wild und Animal Planet sind in meinen Hotelfernsehern häufig die einzigen nicht-einheimische Sender, so dass ich seit zwei Monaten bestens über Alligatoren, Löwen, Hyänen und Haie unterrichtet werde) wäre dieses Tier ein großer Brocken.

Naja, doch zurück nach Battambang: vor zwei Stunden sind die neuesten Krokodilchen geschlüpft. Das hätte ich ja auch gern gesehen, aber so können wir uns alle ein paar Kleine aus der blauen Wanne aussuchen, in der sie die ersten zwei Wochen leben. Die kleine Tochter der Betreiber geht mit den Viechern um, als ob es Küken wären und ohne Berührungsangst drückt sie die Tiere an sich oder erstickt sie fast in ihrer kleinen Faust.

Manche Krokos haben noch den restlichen Dotter am Bauch hängen und ich suche mir das süßeste kleine Krokodil aus. Die Zwerge haben echt Angst, sie zittern, kaum dass man sie aus der Wanne genommen hat. Zähne haben sie noch nicht, so dass sie total ungefährlich sind. Und (das hätte ich ja nie für möglich gehalten) sie sind wirklich niedlich. Hätte mir "Tiger", mein Babykrokodil, fast heimlich eingesteckt. Die Neuen hat auch niemand bisher gezählt, so dass jemand noch Durchgeknallteres sich wirklich leicht ein Souvenir mitnehmen könnte. Nach einer Weile fängt mein Krokodil an, sich in sein Schicksal zu ergeben und er macht es sich auf meinem Unterarm bequem. Die meisten Anderen versuchen immer wieder zu entkommen und nehmen auch einen freien Fall aus einem Meter oder mehr in Kauf.

Über Betonmauern balancieren wir nun zu den größeren und großen Krokos. Kein Geländer, keine Sicherung. Man sollte hier nicht schreckhaft sein, sonst fällt man leicht zu den nicht mehr so niedlichen Tieren ins Gehege. Und als jemand eine unreife Mango ins geöffnete Maul eines in der Sonne dösenden Krokodils wirft, gibt es einen Knall wie von einer Peitsche, als das Tier seine mächtigen Kiefer schließt. Wow, das ist echt beeindruckend. Wir balancieren zurück und zuerst bin ich die Einzige, die auch ein Teenager-Krokodil halten möchte. Wenn schon, denn schon! (sorry, Mom, für alle zusätzlichen grauen Haare ;o)) Diese Krokodile sind mit Schwanz etwa einen halben Meter lang und haben durchaus schon Zähne. Es dauert eine halbe Stunde, bis der Eigentümer ein Krokodil eingefangen hat. Sie hatten eigentlich schon aufgegeben, aber durch mein enttäuschtes Gesicht, ist einer der Wärter dann doch noch mal ins Gehege runter. Die Schnauze wird mit einem Gummi verschlossen. Nicht wirklich stabil, selbst der Gummi um meinen Notizblock reißt ständig und der Block wehrt sich nicht gegen den Gummi. Und das Krokodil scheint so überhaupt keinen Bock auf Gummi und Touris zu haben - es bewegt sich in meinem Arm hin und her und ich muss es mir ganz fest unter den Arm klemmen. Kurz bevor ich es dann an den Australier weitergebe, gibt es seinen Kampf auf und macht lieber einen auf tot. Feiges Vieh!

 

Das ist bisher das so ziemlich Verrückteste, was ich auf meiner Tour gemacht habe. Und so ganz untypisch Bine. Aber cool!

10.07.2012 Endlich: Angkor Wat!

Angkor Wat habe ich mir während meiner Reiseplanung immer als einen der Highlights vorgestellt. Was soll ich sagen: die Tempelanlagen vor den Toren Siem Reaps sind tatsächlich so gigantisch, faszinierend und märchenhaft, wie ich das wollte.

 

Zu Fuß, mit dem Fahrrad und dem Tuktuk war ich sieben Tage dort unterwegs. Nach drei Tagen Tempeltour hatte ich glücklicherweise einen Regentag, so dass ich gemütlich daheim in meinem Guesthouse herumhängen und Bilder speichern und beschriften, ein wenig durch den Markt schlendern und alle Eindrücke auf mich wirken lassen konnte, bevor es dann wieder bei strahlendem Sonnenschein zu den Ruinen ging.

 

Die Wege sind gut, die Tempel liegen schön verteilt im Wald und von Bäumen umgeben, aber alle in erreichbarer Distanz voneinander. Im Juli halten sich auch die Touristenzahlen in Grenzen und wenn man die "Haupttempel" Angkor Wat, Bayon und Ta Prohm über Mittag oder am späten Nachmittag besichtigt, entgeht man auch den Busladungen voll Japanern und Koreanern.

 

Eigentlich kommt man mit einem 3-Tages-Pass (40 USD) ganz gut rum und man kann in dieser Zeit bequem und ohne stressig durch die Gegend zu rennen, alle "wichtigeren" Tempel besichtigen. Bei einem 7-Tages-Pass (für 60 USD) hat man auch die Möglichkeit, etwas weiter abgelegene Tempel zu besichtigen oder zu den Lieblingstempeln zu einer anderen Tageszeit (Licht!) oder bei besserem Wetter wieder zu kommen, wenn es mal beim ersten Besuch wolkig war. Auch kann man sich den kilometerlangen Reliefs an manchen Tempeln besser widmen.

 

Die meisten Tempel wurden bereits wieder aufgebaut, manche werden derzeit noch restauriert. Und als ob Kambodscha zu „adopt a temple“ aufgerufen hätte, hat jeder Tempel sein Partnerland: Japan, Belgien, Australien, China, Frankreich, die Schweiz und viele Länder mehr. Ja, auch wir haben unseren Anteil: Deutschland hat ein paar kleinere Tempel, restauriert alle Reliefs am Angkor Wat und räumt seit Jahren die Gegend von Landminen.

 

Geräumt wurden die Tempel auch von Händlerinnen und Verkäufern. In früheren Reiseberichten hab ich gelesen, dass einem diese Verkäuferinnen mit ihrem „waaater, Ladyyyyy!“ durch die gesamte Tempelanlage folgen. Das ist nun nicht mehr so, denn es gibt in den meisten Tempeln ein Seil auf dem Boden, das den Touri-Bereich vom Händler-Bereich trennt. Und diese Linie darf niemand übertreten. Und im Normalfall halten sich die Verkäuferinnen auch daran. Dafür schreien sie umso lauter von der anderen Seide der Schnur: „T-Shirt, Ladyyy, very cheap! Only one Dollar. Ladyyyyyy!“

 

Nur in den weniger besuchten Tempeln gibt es solch eine Linie nicht. Braucht man ja auch meistens nicht. Nur im Ta Som-Tempel wurde ich von einem Künstler verfolgt, der mir unbedingt seine Bilder andrehen wollte. „Nein, danke. Ich will kein Bild, brauche ich nicht“, antworte ich dem Mann. „Was brauchst du denn dann?“ fragt er zurück. Hmmm, vielleicht ein Seil, das ich am Boden aufspannen kann???

 

Ich könnte nun einfach meine besten Fotos hier reinstellen und euch den aaahs und ooohs selbst überlassen. Da ich nun aber in meiner Verwandt- und Leserschaft noch mehrere Möchtegern-Archäologen wie mich habe, werde ich euch die Bilder etwas ausführlicher aufbereiten. Wem das zu viel ist, kann ja lediglich auf die Fotos klicken ;o)

Ak Yum (ab 609).

Erster Tempelberg und eine der frühesten Stätten in diesem Gebiet. Der Tempel war der Göttin Gambhiresvara geweiht. Ein Besuch lohnt sich jedoch noch nicht einmal für eingefleischte Steinfreunde wie mich. Man fährt 1,5 Stunden je Strecke mit dem Fahrrad auf Sandwegen, Matschwegen, Kieswegen mit spitzen Steinen, gar keinen Wegen, um dann vor einem Steinhaufen zu stehen. Der älteste Steinhaufen der Gegend, zugegeben. Aber dennoch halt nur ein Steinhaufen.

Preah Ko, Roluos-Gruppe (879), Indravarman I.

Grabmal von Jayavarman II und seiner Vorgänger. Von einem Wassergraben (400 x 500 m) umgebener sechstürmiger Tempel, der Shiva gewidmet ist. Mehrere Statuen des Gottes sind noch erhalten. Der Name "Preah Ko" bedeutet "heiliger Bulle", nach Shivas Reittier Nandi, dessen Statue heute noch vor jedem der Tempel herumlungert.

Bakong, Roluos-Gruppe (881), Indravarman I.

Dieser Tempel ist der Beeindruckendste in der Roluos-Gruppe und wurde als Haupttempel der damaligen Hauptstadt Hariharalaya errichtet.

 

Mit diesem Tempel hat der damalige König Indravarman I neue Maßstäbe gesetzt, die für 400 Jahre als Nonplusultra gelten sollten: die Form, die den Weltenberg Meru darstellen soll und die Welt symbolisiert sowie die Türme, die wie ein Maiskolben in die Höhe ragen.

Lolei, Roluos-Gruppe (893), Yasovarman I
Vier Türme aus Ziegelstein (ursprünglich vielleicht sechs) auf einem zweistufigen Fundament mitten im Lolei Baray gelegen, einem riesigen antiken Stausee von 3,8 x 0,8 km Größe. Laut Inschrift wurde fünf Tage nach der Weihe Indravarmans in Bakong mit dem Bau begonnen, um die Hauptstadt mit Wasser zu versorgen. Der nachträglich gebaute Tempel wurde Indravarman zum Gedächtnis errichtet.

Kurz nach der Fertigstellung des Tempels wurde die Hauptstadt nach Angkor verlegt.

Was für eine Verschwendung...

Kutisvara (Anfang 9. bis Mitte 10. Jahrhunder), Jayavarman II, Rajendravarman

Viel ist nicht mehr übrig von diesem Tempel, der aus einem mir nicht erkennbaren Grund mit einem Stern in meinem Reiseführer versehen wurde. Immerhin sieht man ein paar Steinmetzarbeiten an den wild auf dem Boden verstreuten Sandsteinquadern.

Man findet ihn nur mit Hilfe der vielen Kinder, die einem ständig irgend etwas verkaufen möchten.

Phnom Krom (Ende 9. bis Anfang 10. Jahrhundert), Yasovaarman I
Wahrscheinlich zweiter von drei Tempeln (neben Phnom Bakheng und Phnom Bok), die von Yasovarman I. auf den Hügeln in der Ebene von Angkor gebaut wurden. Die drei sehr zerfallenen Heiligtümer sind der brahmanischen Dreieinigkeit gewidmet - Shiva zwischen Vishnu (nördlich) und Brahma (südlich).

Phnom Bakheng (907), Yasovarman I
Dieser Hügel liegt nicht weit weg von Angkor Wat, doch vor lauter Bäumen sieht man kaum etwas von der Umgebung. Vielleicht ist die beste Aussichtsgegend auch gesperrt durch die Renervierungsarbeiten, die momentan durchgeführt werden. Ein Aufstieg lohnt sich dennoch.

Prasat Kravan (921), Harshavarman I

Die fünf Türme von Prasat Kravan wurden aus Ziegeln hergestellt. Im Inneren der Türme befinden sich Reliefs aus Ziegeln, die Vishnu und Laxmi darstellen. Da dies kein riesiger Touri-Magnet ist, hat man hier seine Ruhe und kann auch mal im Schatten der Bäume ein wenig rasten.

Baksei Chamkrong (948), Harsavarman I, wieder aufgebaut durch Rajendravarman
Die Spitze des 12 Meter hohen Tempels wird über steile Stufen erreicht. Bei der Fertigstellung soll ein großer goldener Shiva im Heiligtum gesessen haben und ich frage mich, ob König Harsavarman da mit der Statue selbst hochgelatscht ist und wie das ausgesehen haben mag. So wie ich, als ich da Stufe für Stufe wieder langsam heruntergekrochen bin?

Mebon Ost (952), Rajendravarman II

Jayavarman II hat nach seiner Eroberung des Thrones seine Hauptstadt von Angkor nach Koh Ker verlegt. Nur 16 Jahre später wurde wiederum er selbst gestürzt und vom Thron gestoßen. Rajendravarman II zog wieder zurück in die alte Hauptstadt und ließ diesen Tempel zu Ehren Shivas und seiner Eltern errichten. Die zwei Sternchen im Reiseführer sind durchaus berechtigt **

Sehr gut erhalten bzw. restauriert sind die zwölf Elefanten, je vier auf den drei Ebenen des Tempels. Da musste ich natürlich auch auf einen rauf, was aber leichter aussah als es dann tatsächlich war, denn anders als normale Elefanten ging dieser überhaupt nicht in die Knie, um mich aufsteigen zu lassen. Mein australischer Kumpel musste da dann noch ordentlich schieben, bis ich endlich oben saß. Und jetzt nur wieder heil unten ankommen...

Bat Chum (953), Rajendravarman II
Soweit bekannt, ist dies der erste buddhistische Tempel. Drei Heiligtümer aus Ziegelstein stehen auf einem gemeinsamen, ausgeformten Lateritfundament. Inschriften belegen die Weihe an drei buddhistische Gottheiten und besagen, daß der Architekt des östlichen Mebon zugleich der Gönner und sein Bauherr war.

Dieser Tempel liegt ganz romantisch im Wald verborgen, ist zur Zeit jedoch eingerüstet.

Pre Rup (961), Rajendravarman II

Gleich hinter Mebon (zeitlich wie örtlich) kommt der Pre Rup Tempel. Bei diesem Tempel sind schöne Steinreliefs erhalten und man hat einen tollen Blick in die Landschaft, wenn man es mal ganz hoch geschafft hat.

Banteay Srei (967), Rajendravarman II, Jayavarman V

Banteay Srei bedeutet "Zitadelle der Frauen". Das hat aber nix zu sagen, denn den Namen hat das Gemäuer erst seit Kurzem, weil die Steinmetzarbeiten so elegant und edel gearbeitet sind. Was hat das Eine denn mit dem Anderen zu tun?

Leider bin ich hier in eine Bus-Orgie voller asiatischer Besucher geraten. Kaum war der eine Bus weg, kam schon der nächste an. Und das in diesem kleinen Tempel. Aber gegen 11 Uhr haben sich alle Gruppen-Reisenden zurück nach Siem Reap aufgemacht, wo es sicher gemeinsam zu Essen gab und ich hatte den Tempel endlich für mich und konnte die in den rosa Sandstein gearbeiteten, angeblich ach so weiblichen Schnitzereien bewundern.

 

Der Tempel liegt einige Kilometer von den anderen Tempeln entfernt und auf dem Rückweg kann man noch im Schmetterlingshaus vorbei schauen. Die sind zwar nicht aus dem 11. Jahrhundert, doch mal eine nette Abwechslung ;o)

Thma Bay Keak (10. Jahrhundert), Yasovarman I
Auch hier ist man ziemlich schnell mit einer Besichtigung fertig, denn von dem früheren Backsteinturm ist nur der Türrahmen samt Türsturz und die Terrasse übrig.

Khleangs (Ende 10. bis Anfang 11. Jahrhundert), Jayavarman (Nord) und Suryavarman I (Süd)
Die beiden Khleangs sind identische Bauten mit unbestimmter Funktion. Der nördliche wurde zuerst gebaut - Inschriften tragen die Jahreszahlen 1002 bis 1049. Inschriften auf den südlichen Khleangs gleichen den Eiden der Funktionäre, die auf einem Türgewände am östlichen Gopura des Königspalastes zu finden sind.

Phimeanakas (1011), Jayavarman V und Udayadityavarman I
Dieser Tempel liegt ebenfalls im Bereich Angkor Thom und war der private Tempel des Königs. Die Legende sagt, dass der goldene Turm auf der Tempelspitze von einer Schlange bewohnt wurde, die sich in eine Frau verwandeln konnte. Um sich, seine Familie und das Königreich von Krankheit zu verschonen, musste der König jede Nacht mit der in eine Frau verwandelten Schlange verbringen und, naja, ihr wisst schon... ;o)
Wenn das mal keine tolle Ausrede fürs Fremdgehen ist: „oh, meine liebe Königin, ich will ja gar nicht, aber diese Schlange von einer Frau zwingt mich zum Sex!“

Ta Keo (1007), Jayavarman V, Jayaviravarman und Suryavarman I

Ta Keo ist ein Shiva geweihter Tempelberg, der nach seiner Fertigstellung als "der Berg mit den goldenen Bergspitzen" bekannt war.

 

Imposanter 5-stufiger Tempelberg, fast ausschließlich aus Sandstein gebaut, und von einem Wassergraben umgeben. Vermutlich Zentrum einer Hauptstadt.

Der mächtige Sandsteintempel hat drei Könige verschlissen und konnte erst unter Suryavarman I fertig gestellt werden.

Baphuon (1060), Udayadityavarman II
Dieser Tempel gehört zum Bereich Angkor Thom und stellt wieder mal den Weltenberg Meru dar. Viel war vor dem Wiederaufbau nicht übrig, doch heute kann man wieder bis fast ganz nach oben klettern.

Thommanon (Anfang 12. Jahrhundert), Suryavarman II
Unglaublich schöner, kompakter Tempel aus der gleichen Zeit wie Angkor Wat. Besonders im Abendlicht sehr eindrucksvoll.

Preah Pithu (Anfang 12. Jahrhundert), Suryavarman II, Jayavarman VIII
Diese gesamte Tempelgruppe ist nicht sehr gut erhalten, aber man sieht noch einzelne Gebäudeteile der fünf Tempel.

Kbal Spean (11. bis 12. Jahrhundert), Udayadityavarman II
Der „Fluss der 1.000 Lingas“ fließt am Phnom Kulen. Ins Flussbett wurden von Einsiedlern Reliefs von Shiva sowie viele Lingas, das Symbol Shivas, eingemeißelt.

Chau Say Tevoda (Mitte 12. Jahrhundert), Suryavarman II, Yasovarman II, Erweiterung Jayavarman VIII
Dieser Tempel zeigt hinduistische und buddhistische Steinmetzarbeiten und wurde erst kürzlich wieder aufgebaut. Direkt gegenüber vom Thommanon Tempel musste er als kleinerer und jüngerer Bruder schon seit der Errichtung bis heute immer wieder den Vergleich mit Thommanon aufnehmen. Chau Say Tevoda besteht aus mehreren kleineren Gebäuden, die irgendwie planlos in der Gegend herumstehen, aber super Fotomotive abgeben.

Beng Mealea (Anfang 11. Jahrhundert), Suryavarman II

Beng Mealea ist der Tempel, der noch am meisten so belassen wurde, wie er vor 100 Jahren gefunden wurde.

Lediglich der Holzsteg ist neu, der vom Film-Team für den Film "zwei Brüder" errichtet wurde. Dieser Film über das Schicksal von zwei Tigerjungen beginnt hier im Tempel.

Heutigen Forschern gilt die Anlage als "Übungsstück" für Angkor Wat, da sie vom selben Herrscher nur wenige Jahre vor dem andren Tempel fertig gestellt wurde. Jedoch sind beide Tempelanlagen meiner Meinung nach nur schwer zu vergleichen, vielleicht weil sich einer total von Bäumen eingehüllt im Dschungel befindet und man quasi alleine dort ist, wobei der große Bruder wieder aufgebaut wurde und Busladungen voll Touristen aus aller Welt anzieht.

Beide sind schön, beide haben ihren Charme und beide sind definitiv einen Besuch wert.

Angkor Wat (1113 bis 1150 mit späteren Erweiterungen), Suryavarman II.

Jetzt erst wird Angkor Wat gebaut, dieser weltbekannte, Atem beraubende und enorme Tempel.

Drei Terrassen führen immer näher an das zentrale Heiligtum heran, die fünf Türme ragen 65 Meter in die Höhe. Auch dieser Tempelberg à la Meru wurde Shiva geweiht und diente erst einmal als Staatstempel. Seine ungewöhnliche Ausrichtung in Richtung Westen lässt jedoch vermuten, dass Suryavarman sich mit diesem Tempel auch ein Grabmal schaffen wollte, das (wie er sicher meinte) seiner würdig war.

 

Die Mauern sind mit 1 km² Reliefs verziert. Kein Schreibfehler, ich meine tatsächlich einen Quadratkilometer. Das wäre 1.000 auf 1.000 Meter Reliefs. Eine Menge Steine, die von einer Menge Steinmetze behauen werden mussten. Kampfszenen, Szenen aus dem Ramayana-Epos, Szenen, die Himmel und Hölle darstellen und gut in jede alte Kirche passen würden. Das Fegefeuer des christlichen Glaubens wirkt gegen manche der hier abgebildeten Darstellungen fast wie ein Kinderspielplatz.

 

Zusätzlich stehen über 2.000 gemeißelte Apsaratänzerinnen überall in den Ecken und Nischen rum. Die Tänzerinnen auf der untersten Ebene sind an bestimmten Stellen ganz dunkel und glattpoliert. Ach, Männer, müsst ihr echt jede Brust anfassen, die in greifbarer Nähe ist?

Jede dieser Tänzerinnen ist individuell gestaltet. Teilweise erkennt man noch den Perlschmuck oder die Falten der Seidenkleider. Unbeschreiblich schön. Unbeschreiblich sind auch die Frisuren mancher Tänzerin. Ein paar sehen aus wie Medusa mit ihren Schlangen als Haaren, Andere haben eine Frisur als ob sie in die Steckdose gelangt hätten. Wieder Andere sind eindeutig der Punk-Richtung zuzuordnen, während Manche einfach spießige Zöpfe haben, die ihnen weit über die Hüften reichen.


Das typische Angkor-Foto, wie man es überall sieht, habe ich erst beim dritten Besuch machen können. Bei diesem Foto spiegelt sich der Tempel, bei dem alle fünf Türme deutlich sichtbar sind, im Wasser. Doch der Wassergraben kann als Spiegelfläche nicht herhalten, da der außenrum um das ganze Gelände geht und sich darin nur die Außenmauer und die Turmspitzen spiegeln. Und innen ist kein Wassergraben oder Becken mehr. Heilig's Blechle, ich will dieses Foto machen! Erst mal die Perspektive finden, denke ich und laufe so lange, bis ich die Türme alle sehen kann. Doch wo ist das Wasser? Weit und breit nichts zu sehen. Außer den Tropfen, die nun langsam vom Himmel kommen. Innerhalb weniger Minuten regnet es wie aus Eimern, doch nach einer Stunde ist der ganze Spuk vorbei und nach 90 Minuten kommt die Sonne schon wieder durch die Wolken. Nun hab ich jede Menge Pfützen, in denen sich Angkor Wat spiegelt und ich erkenne auch den Ort, an dem alle Bilder gemacht wurden. Auch hier handelt es sich um wenig mehr als eine Pfütze, ursprünglich war das mal ein ganzer Pool. Doch der Wind machte eine Spiegelung unmöglich. Wie gesagt, erst beim dritten Besuch bekomme ich mein Bild. Nun stehen auch einige Japaner hier und knipsen. Die haben bestimmt in ihrem Reiseführern markiert, wo man am besten und schnellsten ein Foto machen kann, denn eh ich mich versehe, sind alle Japaner schon wieder weg, vermutlich unterwegs zur Halong-Bucht ;o)

Banteay Samré (um 1150), Suryavarman II, Erweiterungen Yasovarman II
14 km nordöstlich Siem Reap gelegen. Dummerweise geht der Staubweg einfach so irgendwann mal vom asphaltierten Weg ab. Kein Schild, keine Ticketkontrolle an der Straße, keine Verkäufer oder Tuktuks. Da war ich wohl etwas zu früh dran. Bis ich dann umgekehrt und ein paar Kilometer zurückgeradelt bin, hab ich den Tempeleingang schon von Weitem gehört, da die Verkäuferinnen sich mit ihren "Waaater, Lady"-Rufen überbieten wollten.

 

Elegant proportionierter Tempel der klassischen Periode. Undatiert, vielleicht etwas später als Angkor Wat erbaut. Vielleicht aber auch schon zur gleichen Zeit wie Chau Say Tevoda, da das Innere in seiner Auslegung ähnlich ist. Zwischen 1936 und 1944 abgebrochen und neu errichtet. Die Samres waren ein Volk unterschiedlicher Herkunft, von dem angenommen wird, dass sie am Fuß des Kulenhöhenzuges lebten.

Ta Nei (Mitte 12. Jahrhunderts), Jayavarman VII, vergrößert durch Indravarman II
Ta Nei liegt wirklich mitten im Wald und wurde total vom Tourismus vergessen. Selbst der Tempelwächter hat die ganze Zeit während meines Besucht in seiner Hängematte gepennt ;o)

Ta Prohm (1186), Jayavarman VII, Erweiterungen Indravarman II
Großes buddhistisches Kloster mit fünf Umfriedungen, der Mutter Jayarvamans VII. gewidmet.

Laut Inschrift gab es hier 12.640 Einwohner, von denen 13 Hohepriester, 2.740 Beamte mit 2.232 Assistenten und weitere 615 Tänzer waren.

Unrestauriert und absichtlich der Natur überlassen, ist der Tempel heute auch als "Tombraider-Tempel" bekannt. Super, um sich selbst ein wenig wie ein Entfecker zu fühlen. Man kann hier über herumliegende Steinhaufen klettern, verborgene Wege ausprobieren und sich einfach in den kleinen Gängen verlieren.

Preah Khan (1191), Jayavarman VII
Preah Khan bedeutet „heiliges Schwert“ und ist ein großer Klosterkomplex, der für mehr als 1.000 Mönche gebaut wurde. Während seine Hütte in Angkor Thom fertig gestellt wurde, wohnte auch König Jayavarman VII hier im Kloster. Analog zum Kloster Ta Prohm, das der König seiner Mutter gewidmet hat, wurde dieses Kloster für seinen Vater errichtet.

Ta Som (Ende 12. Jahrhunderts), Jayavarman VII

Ta Som ist wie eine Mini-Version von Ta Prohm. Da ein bissle außerhalb, auch nicht so viel besucht, viele Wurzeln, die sich um die Steine winden und um die Oberhand gegen das vom Menschen Geschaffene kämpfen, tolle Schnitzereien und die einzigen Apsaras, die nicht stier geradeaus schauen, sondern seitlich. Man sieht die Mädels gerade bei der Toilette: Eine kämmt sich die Haare, eine Andere schaut gerade in den Spiegel.

Die vielen toll geschnitzten Tür- und Fensterstürze haben ihrem Namen alle Ehre gemacht und sind - heruntergestürzt. Doch wurden sie wieder in Puzzlearbeit zusammengesetzt und stehen nun am Boden herum.

Krol Ko (Ende 12. bis Anfang 13. Jahrhundert), Jayavarman VII
Mini-Tempel mit nur einem Turm in der Mitte. Sicher keinen großen Umweg wert, aber wenn man eh zu Neak Pean oder Ta Som unterwegs ist, lohnt sich ein Besuch.

Bayon (Ende des 12. bis Ende des 13. Jahrhunderts), Jayavarman VII bis Jayavarman VIII
Im Mittelpunkt der letzten Hauptstadt von Angkor und vielleicht ein Mikrokosmos des Königreichs mit Darstellungen aller größeren Gottheiten - buddhistische im Süden und Osten, hinduistische im Norden und Westen.

200 Gesichter im Großformat schmücken die 54 Türme und bezeugen die Allgegenwärtigkeit des Bodhisattva Avalokitesvara, der obersten Gottheit des Königreichs. Es wird jedoch gemunkelt, dass der König, der sie in Auftrag gegeben hat, sein Gesicht als Vorbild nehmen ließ. Wow, das hätte ihm dann sicher gefallen, dass selbst 900 Jahre später noch tausende Touris jeden Tag begeistert vor seinem Portrait stehen und es fotografieren.

 

Der Bayon-Tempel ist einer der schönsten Bauten hier und man passiert ihn immer wieder, da er zentral im Gebiet Angkor Thoms steht und auch noch mitten im Weg, so dass man immer um ihn herumfahren muss.

Der gesamte Angkor Thom-Bereich, in dem der Bayon-Tempel ja liegt, ist von einer Mauer umgeben, aus der fünf Tore führen. Je eines in jede Himmelsrichtung und neben dem östlichen Tor noch das Siegestor.

Auch diese Tore sind mit den bekannten Gesichtern geschmückt.  Also noch mal 60 Portraits mehr.

Srah Srang (gegen Ende des 12. Jahrhunderts), Rajendravarman, später Jayavarman VII

In Jayavarman VIIs Baurausch wurde auch dieses riesige Wasserbecken geschaffen, um das sich zwei Nagas, die heiligen Schlangen, winden. Außer schnell gucken kann man hier nichts machen (außer man ist hier zum Sonnenaufgang, dann muss man lange gucken...), doch der Teich liegt genau gegenüber des Osteingangs zum Banteay Kdei Tempel, so dass man beides gut verbinden kann.

Hospital-Chapel (Ende des 12. Jahrhunderts), Jayavarman II
Unter Jayavarman VII wurdem im gesamten Königreich 120 Krankenhäuser errichtet. Diese wurden aus Holz und Bambus gebaut und sind nicht erhalten. Die zu den Krankenhäuser gehörenden Tempel sind jedoch teilweise heute noch vorhanen. Dies ist einer davon.

Neak Pean (Ende 12. Jahrhundert), Jayavarman VII
Dieser Insel-Tempel ist sicher beeindruckend, wenn er a) von Wasser umgeben und ein „richtiger“ Insel-Tempel ist und man b) auch nah hinkommt. Momentan nicht wirklich spektakulär.

Prasat Suor Prat (Ende 12. Jahrhundert), Indravarman II
Die Türme der Seiltänzer. Zwölf Heiligtümer aus Laterit und Sandstein, westlich der königlichen Terrasse. Wozu sie genau gedient haben ist nicht bekannt. Vielleicht zu zeremoniellen Zwecken, steht in meinem Reiseführer. Doch zu welcher Zeremonie braucht man Seiltänzer, frage ich mich. Vielleicht war eher ein Jahrmarkt oder Zirkus der Zweck. Dass sie solche Veranstaltungen bereits hatten, zeigen die Reliefs im Bayon-Tempel, an denen man eindeutig Jongleure und so weiter sieht.

Ta Prohm Kel (Ende 12. Jahrhundert) Jayavarman II
Alleinstehender Sandsteinturm inmitten einer zerfallenen Lateritumfriedung. Die Stele, 1928 in Ta Prohm entdeckt, beschreibt Einzelheiten über 102 Krankenhäuser, die von Jayavarman VII. errichtet wurden. Der Bau war die Kapelle von einem der Krankenhäuser. Je eins stand außerhalb der Haupttore von Angkor Thom.

Elefantenterrasse (Ende 12. Jahrhundert, Erweiterung Ende 13. Jahrhundert), Jayavarman VII und Jayavarman VIII
Massive Grundmauer der königlichen Audienzhalle, die Chou Ta-Kuan, ein chinesischer Diplomat, nach seinem Besuch 1296 wie folgt beschrieb: " ... hier sind die Fensterrahmen aus Gold; links und rechts davon stehen rechteckige Säulen, die mit vierzig bis fünfzig Spiegeln behangen sind, darunter stehen Elefanten...".

 

Heute ist vom Gold nichts mehr zu sehen, doch die hunderte Elefanten, die in Stein gemeißelt wurden, gibt es immer noch. Von der Terrasse aus hat man einen tollen Ausblick. Von oben führt eine Treppe innen herunter, wo man zu einigen mehrköpfigen Pferden kommt. Nicht so leicht zu finden, am Besten fragt man einen der Guides. Auf jeden Fall sind die Steinmetzarbeiten beeindruckend.

Banteay Kdei (Ende 12. bis Anfang des 13. Jahrhunderts), Jayavarman VII, Erweiterungen Indravarman II

Wie Ta Prohm auch ist dieser Tempel noch in einem Dschungel-Zustand belassen worden. Manche Mauern sind halb eingestürzt und werden nur durch die riesigen Wurzeln der Würgefeige stabilisiert. Dieselbe Würgefeige, die einmal dafür verantwortlich war, dass die Mauern auseinander gefallen sind.

Der Tempel ist ewig lang, man kommt nach jedem Raum in einen Weiteren, durch Gänge und Gebetshallen, in denen nur noch Buddhas Beine zu sehen sind. Viele Statuen wurden zerstört.

Man hat hier seine Ruhe und kann herrlich herumentdecken - eindeutig einer meiner Lieblingstempel!

Banteay Prei (Ende 12. bis Anfang 13. Jahrhundert), Jayavarman VII
Kleiner Tempel, der versteckt im Wald liegt. Sonst gibt es über den Tempel nicht viel zu sagen.
Direkt daneben liegt Prasat Prei aus der selben Zeit.

Terrasse des Leprakönigs (13. Jahrhundert), Jayavarman VII und Jayavarman VIII
Nach dem dort gefundenen Standbild benannt, das aber tatsächlich Yama darstellt, den Gott und Richter der Toten. Wie die Statue zu dem Namen "Lepra-König" kam, darüber streiten sich die Geister: die einen sagen, dass der Stein bei der Ausgrabung in den 1990er Jahren so von Flechten zerfurcht war, dass sie an das Krankheitsbild Lepra erinnerten. Humbuk, wenn ihr mich fragt. Warum dann König? Wenn es doch eigentlich einen Gott darstellt? Und wenn die Statue erst vor ca. 20 Jahren ausgegraben wurde, wie hieß die Terrasse denn dann vorher?

Wahrscheinlicher ist, dass eine Legende der Terrasse ihren Namen gab. Demnach soll einer der Khmer-Könige selbst an Lepra erkrankt sein und die Krankheit dann besiegt haben. In Frage kommen dabei Yasovarman I und Jayavarman VII. Wie dem auch sei, die Terrasse ist innen und außen mit hunderten Figuren verziert. Außen kommen noch Fische, Krokodile und Schildkröten dazu.

Preah Palilay (13. Jahrhundert), vielleicht Jayavarman VIII
Ein Tempelchen mitten im Wald, neben dem man ein verwunschenes Schloss erwarten würde oder ein Lebkuchenhäuschen. Einfach nur märchenhaft und bezaubernd.

Prasat Top (Ost) (Ende 13. Jahrhundert), Jayavarman VIII
Dieser Tempel ist architektonisch und kunsthistorisch gesehen nicht sehr beeindruckend, jedoch aus historischer Sicht enorm wichtig, denn dies ist das letzte Bauwerk der Angkor-Ära. Bereits von Jayavarman II in Auftrag gegeben, wurde der Tempel für den Sohn einer seiner Mönche errichtet. Jedoch wurde er erst Jahrzehnte nach beider Tod fertig gestellt.

Spean Thma (16. Jahrhundert)
Spean Thma heißt übersetzt eigentlich nur „Steinbrücke“. Heute fließt der Siem Reap Fluss nicht mehr unter der Brücke durch, sondern nebendran vorbei.
Auch wenn die Brücke selbst viel jünger ist als die meisten anderen Bauten in der Angkor-Gegend, so gab es doch bereits Jahrhunderte früher eine Brücke and dieser Stelle. Diese „neue“ Brücke verwendet teilweise Steine von älteren Tempeln mit Steinschnitzereien aus dem 11. und 12. Jahrhundert.

10.07.2012 Apsara Tanz

Nachdem ich nun so viele in Stein gehauene Apsara-Tänzerinnen an den Tempeln gesehen habe, möchte ich auch einen dieser traditionellen Tänze sehen.

Auch wenn es eine typische Touri-Veranstaltung ist mit Buffet und Tanz und Bussen voller Japaner, mir gefällt es dennoch.

Und die Mädels sehen wirklich fast genauso aus wie ihre Steinschwestern. Einziger Unterschied: die heutigen tragen Oberteile, während die Steindamen sich mit Rock und Schmuck begnügen mussten.

Thema der Tänze ist häufig das Ramayana, also kommen bei den Tänzen neben den Prinzessinnen auch noch Dämonen vor, die selbige entführen wollen.

Wahnsinn, wie diese Bewegungen durchgeführt werden: in Zeitlupe, auf einem Bein stehend, das Andere nach hinten oben angewinkelt und die Arme auch irgendwie elegant verrenkt. Für einen tänzerischen Grobmotoriker wie mich einfach nur schön anzusehen.

11.07.2012 Have a break, have a Tuktuk

Das Tuktuk ist ein ideales Fortbewegungsmittel in Siem Reap, wenn man auch etwas weiter entfernte Tempel sehen will: bequemer als hinten auf einem Motorrad und billiger als ein Taxi. Die meisten Touristen nehmen sich auch die Tempeltour um Angkor Wat ein Tuktuk und entsprechend groß ist das Angebot in Siem Reap.

Doch Tuktuk ist nicht gleich Tuktuk. Es gibt Spiderman-, Batman und Superman-Tuktuks, welche mit schlauen Sprüchen oder mit Werbung, bunte und rein schwarze Tuktuks mit einer edlen Webdecke mit Elefanten drauf. Man sieht Tuktuks von Audi (wahlweise mit vier oder fünf Ringen. Wobei, vielleicht sind das auch in eine Reihe gebügelte olympische Ringe...), Tuktuks von Mercedes mit nach unten zeigendem Stern und Tuktuks von Apple. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Und wer sich kein Tuktuk nehmen möchte, muss trotzdem nicht laufen oder radeln. Man kann auch wie zu Jayavarmans Zeiten ganz stilvoll mit dem Elefanten antraben.

11.07.2012 One Dollar, Miss!

Überall in Kambodscha, besonders aber bei den Tempeln von Angkor Wat, kommen einem Kinder zwischen drei und zwölf Jahren entgegen und betteln: "Only one Dollar, Miss! I want to go to school!" Und dabei sehen sie so niedlich aus, dass man denkt: Schleife drum und einpacken! So einem goldigen Kind muss doch geholfen werden. Und schon zückt der Tourist seine Dollars und drückt jedem der Knirpse einen Schein in die Hand. Ist ja nur ein Dollar. Und der Kleine will doch unbedingt zur Schule, das müssen wir doch unterstützen.

Gut gemeint, aber außer dem eigenen Gewissen, das hier beruhigt werden soll, tut man weder den Kindern noch dem Land und schon gar nicht nachfolgenden Touristen einen Gefallen. Wie lange soll denn der Dollar reichen? Bis zum College?

 

Stellt euch mal folgendes Szenario vor: der durchschnittliche Jahreslohn liegt in Kambodscha bei ca. 600 USD. Das heißt, Papa geht den gesamten Tag fischen, flickt Netze und stellt sich dann vielleicht noch auf den Markt und verkauft den Fang. Oder die Mama pflanzt zehn Stunden am Tag Reis. Für im Landesdurchschnitt 600 USD im Jahr. Das sind 50 USD im Monat. Oder 1,67 USD am Tag.

Nun kommen die Kleinen am Abend von ihrer Touri-Beute-Tour nach Hause, die Eltern kommen auch gerade heim und haben für ihre im Schnitt 1,67 USD gearbeitet und da steht die kleine Tochter mit fünf oder sechs Dollar in der Hand und meint: "Hey, ich hab heute wieder so ein paar doofe Touristen getroffen. Die Masche mit der Schule zieht bei westlichen Touristen doch immer. Wenn die wüssten, dass die Schule in Kambodscha umsonst ist!"

 

Was glaubt ihr? Gehen die Kinder tatsächlich in die Schule, wenn sie ohne Schule so viel Geld verdienen können? Nicht, so lange sie klein und niedlich sind und immer noch Touristen auf diese großen, traurig blickenden Augen hereinfallen. Und wenn sie dann älter sind, so 13 oder 14, dann sind die Kinder nicht mehr niedlich. Und haben leider nie eine Schule besucht, so dass sie auch keinen ordentlichen Job finden können. Und so werden sie, wenn sie Glück haben, Fischer oder Reispflanzer und fühlen sich als "Ernährer" der Familie mal ziemlich mies, da jedes seiner Kinder in den Tempeln mehr Geld verdient durch niedlich aussehen als er selbst durch seine Arbeit.

 

Und selbst, wenn die Kinder einen durch die Tempel führen und hier auf ein Relief und dort auf einen schönen Torbogen hinweisen: gebt ihr daheim auch jedem, der euch in Frankfurt oder München den Weg erklärt, schnell mal 10 Euro?

 

Wenn ihr helfen wollt, sucht euch eine Dorfschule und gebt dort Blöcke, Stifte, Spitzer und Seifenblasen ab. Oder helft einer bestehenden, seriösen Organisation wie den NGOs, die in Phnom Penh oder Siem Reap Straßenkindern eine Ausbildung zum Koch oder als Servicekraft ermöglichen und Restaurants führen. Geht dort essen und wenn ihr euch informiert und ein gutes Gefühl dabei habt: gebt den Ausbildern dort für die Schule 10 oder 100 USD. Damit helft ihr ganz sicher Straßenkindern, die so eine gute Ausbildung bekommen. 

 

Aber lasst eure Dollars in der Tasche, wenn wieder ein Knirps mit große Augen sagt: "O, Sir! I really would like to go to school. Only one Dollar!"

12.07.2012 Sambor Prei Kuk

Sambor Prei Kuk ist so ziemlich das Einzige, das Kompong Thom zu bieten hat. Doch was ist es, das diese Stadt eigentlich zu bieten hat? Genau, Tempelanlagen.

"Wie abwechslungsreich", mag der Durchschnitts-Leser nun denken. Ging mir genauso, als ich den Reiseführer gelesen habe, aber alte Tempelruinen ist nun mal das, was Kambodscha in Hülle und Fülle zu bieten hat. Und wenn ich schon mal in der Nähe bin...

 

Die Tempelanlagen in Sambor Prei Kuk sind aus dem 6. und 7. Jahrhundert. Älter also, als die Bauten um Angkor Wat. Älter selbst als der Steinhaufen von Ak Yum. Doch deutlich besser erhalten.

Auch hier sind die meisten Heiligtümer Shiva geweiht, der scheint in Kambodscha eine große Anhängerschaft gehabt zu haben. Brahma musste sich mit einem Tempel zufrieden geben, Vishnu ebenfalls. Und andere Götter mussten sich sogar einen Tempel teilen. Wenn das nicht mal unfair verteilt ist.

15.07.2012 Delfine und Sonnenuntergänge

Um 9 Uhr morgens soll mein Bus von Kompong Cham nach Kratie gehen und ich bin pünktlich am Busbahnhof. Um 10 Uhr kam der dann tatsächlich angetuckert und wir konnten einsteigen. Los geht die Fahrt! Aber nur kurz, denn bereits um 10.15 Uhr machen wir wieder Pause, ganze 30 Minuten lang. Doch auch um 10.45 Uhr geht es nicht für lange weiter und es lohnt sich für den Busfahrer kaum, in den dritten Gang zu schalten, bevor wir wieder eine Pause machen. "Nur zehn Minuten", sagt unser Fahrer. Doch da sich viele der Mitreisenden ein warmes Essen bestellen, weiß ich schon, dass diese zehn Minuten wieder mindestens 30 Minuten lang dauern. Ist auch so, aber um 11.40 Uhr fahren wir dann endlich los und sind um 14.45 Uhr in Kratie.

 

Hier gibt es ein paar unspektakuläre Tempel, dafür aber den Mekong. "Den gibt es doch überall", werdet ihr einwenden. Und ihr habt recht. Doch bei Kratie leben im Mekong ein paar der seltenen Irrawaddy-Delfine.

Was hat dieser Irrawady-Delfin mit einem nepalischen Tiger gemeinsam? Nichts? Gott sei Dank weniger als ich befürchtet habe. Da diese Tiere so selten sind und der Mekong ja auch nicht gerade die Ausmaße des Nesenbachs hat, habe ich schon vermutet, dass man als Normal-Tourist überhaupt keine Delfine sieht und ich wieder tagelang auf einem Boot hocke und ins Wasser stiere. Wie schon in Nepal, als ich unbedingt Tiger sehen wollte und tagelang Bewegungen im Gebüsch gescannt habe.

 

Doch bereits nach wenigen Minuten tauchen die ersten Delfine auf. Nicht gerade wie Flipper, der ja gerne um die Boote geschwommen ist und Flosse schwingend selbst für den langsamsten Fotografen ein Motiv abgegeben hat, aber immerhin. Rücken, Finne und Schwanz bekomme ich oft aufs Bild, den Kopf mit der runden, an einen Belugawal erinnernden Nase jedoch nicht. Aber ich will nicht undankbar sein, denn bereits die Anzahl der hier schwimmenden Delfine ist beeindruckend.

Und abends gab es dann noch gratis einen dieser kitschigen Sonnenuntergängen am Mekong: von tiefem blau über lila und pink zu rosa-orange-gelb- und -gold-Tönen war da alles vertreten. Die Sonne warf ihre letzten Strahlen über das Wasser, das dadurch an zäh fließendes Gold erinnerte und an manchen Stellen glitzerte, als ob man eine Hand voll Diamanten ausgeschüttet hätte, die nun auf den trägen Fluten dahin trieben.

Genug Kitsch? Eindeutig! Aber der Sonnenuntergang war dennoch super!

Fazit Kambodscha

Mal  vom letzten Eindruck (dem Diebstahl von 500 USD aus meinem Hotelzimmer) abgesehen, war Kambodscha ein tolles Land. Wobei am Beeindruckendsten natürlich Angkor Wat war. Nächstes Mal stehen noch Kampot und Kep im Süden des Landes auf dem Plan, doch wegen des zu erwartenden guten Wetters bin ich dann doch lieber direkt nach Siem Reap gefahren als den Umweg über die Küste zu nehmen. War auch eine gute Entscheidung, da es nach meiner Abfahrt aus Siem Reap viel geregnet hat.

 

Die Leute hier sind sehr freundlich und nett, leider ging dem Land während der Zeit Pol Pots und seiner Roten Khmer viel an Kulturellem und Traditionellem verloren.

 

Außer Phnom Penh und Angkor waren die meisten anderen Orte schon schön, aber nicht unbedingt eine A-Destination.

Nur wegen Kambdscha würde ich nicht noch einmal nach Südostasien fliegen, aber dieses Land lässt sich ja prima mit einem seiner Nachbarn verbinden.

Praktische Tipps:

Gesamtkosten für 21 Tage: 115.500 Riel + 777 $ (5.502 Riel + 38,55 $/ Tag)

 

davon:

Essen 98.500 Riel + 215,60 $ (4.690 Riel + 10,27 $/ Tag)

Unterkünfte 145 $ (6,90 $/ Tag)

Transport 7.000 Riel +77,25 $ (333 Riel + 3,68 $/ Tag)

Eintritte 104,25 $ (4,96 $/Tag)

Touren 3.000 Riel + 144 $ (333 Riel + 6,86 $/ Tag)

Sonstiges 7.000 Riel + 91,30 $ (333 Riel + 4,35 $/ Tag)

 

Umrechnungskurse: 5.000 Riel sind ca. 1 Euro, 0,8 $ sind etwa 1 Euro.

 

 

Hotels:

 

Auch hier schreibe ich nur die Hotels und Guesthouses auf, die über dem "normalen" Guesthouse liegen. Saubere Zimmer, Du/WC etc. hatte ich auch in Kambodscha in jedem Ort.

 

Battambang: Asia Hotel, street Lar A, www.asrhotel.com.kh, asiahotelbb@yahoo.com.

Ich hab für mein Zimmer 5 USD bezahlt. Personal sehr freundlich, Tuktuk-Fahrer bieten tolle und preiswerte Touren an.

 

Siem Reap: Bayon Garden GH, 0112 G7, Watdamnak village, www.bayon-garden-guesthouse.com.

Auf der anderen Seite des Flusses und daher zwar zentral und nah am Geschehen, ohne jedoch die Partys der Pub Street jede Nacht mitanhören zu müssen. Superfreundliche und hilfreiche (deutsche) Besitzer, beste Dusche Asiens (das meine ich ernst!) und leckeres Frühstück. Mein Zimmer im Backpacker-Bereich hat 7 USD gekostet (Promo-Preis ;o))

 

WARNUNG!

Hotel HENG HENG in Kratie. Zimmer sind zwar ok, aber hier wurden mir während meiner Tour zu den Delfinen knapp 500 USD aus dem Gepäck gestohlen, obwohl sehr gut versteckt.

 

 

zum Ausgehen:

 

Phnom Penh: Nach dem Besuch der Killing Fields und dem Toel Sleng Museum braucht man dringend etwas, das einen wieder aufbaut. Perfekt geeignet ist dafür das "Bloom's Cakes", Nr. 40 Street 222. sieht aus wie ein normales Wohnhaus, ist aber die tollste Konditorei: superschöne Cupcakes, die auch noch toll schmecken. Und man schlemmt auch noch für einen guten Zweck, da das Café eine NGO ist, die Frauen in Service und backen schult http://www.bloomcreations.org/.

 

Wer es ein bisschen stärker mag: ein Passion Punch im "Top Banana" ist definitiv einen Versuch wert: 2 frische Passionsfrüchte, Rum, Grand Marnier, etwas Zuckersirup und Eis. Lecker! 3 USD.