13.08.2012 Eine kleine Klarstellung

Alle, die sich ein wenig in Indien auskennen, werden bei meinen nächsten Artikeln mit den Zähnen knirschen, da ich immer nur von Ladakh und Kashmir schreibe.

Auf meinem Weg von Delhi nach Leh in Ladakh bin ich auch durch einige Städte gekommen, die noch zu anderen Bundesstasten gehören, wie zum Beispiel Amritsar, das im Punjab liegt oder Dharamsala, Manali und Keylong in Himachal Pradesh.

Und eigentlich ist ja auch Ladakh kein eigener Bundesstaat, sondern gehört wie die Region um Srinagar, in die ich noch reisen werde, zum Bundesstaat Jammu und Kashmir.

Der Einfachheit halber und da ja das Trekking in Ladakh der eigentliche Zweck meiner Tour ist, bleibe ich aber bei meinen Bezeichnungen, die ich auch in den Ordnern verwendet habe. Eingefleischte Indien- oder Geographie-Fans mögen mir verzeihen.

15.08.2012 Der goldene Tempel in Amritsar

Ich habe mich schon lange auf ihn gefreut: den goldenen Tempel in Amritsar. 750 Kilo Gold sollen den Tempel verkleiden, der, wie alle Sikh-Tempel, von einem großen Wasserbecken umgeben ist. Zum Tempel führen vier Tore, die prächtig mit weißen Zwiebeltürmchen und kleinen Erkerchen verziert sind. Gebetsräume, Schlafsäle, eine riesige Küche und Wirtschaftsgebäude umgeben den Tempelkomplex.


Die Küche kocht täglich 25.000 Essen für jeden, der kommt und Hunger hat, ungeachtet der Religion, Hautfarbe oder Herkunft. Freiwillige Helfer schälen Kartoffeln, schneiden Zwiebeln, kochen Gemüse und backen Roti, verteilen Tee oder Geschirr, spülen und putzen.
Zum Herstellen der abertausend Roti gibt es eine raumfüllende Maschine. Ein 20 Kilo schwerer Teigbrocken wird oben in die große Öffnung gestopft, hinten kommen fertig gebackene Roti heraus. Dazwischen wird der Teig erst in dicke Würste gedrückt, in Stücke geschnitten, mehrmals flach und flacher gewälzt, mit Mehl bestäubt und auf einem Laufband durch den Ofen geschoben. Absolut beeindruckend. Und jede Minute laufen zig fertige Roti vom Band, werden eingesammelt und in ordentlichen Stapeln gelagert, bis man diese dann in den Speisesaal zur Essensausgabe bringt.


Doch zurück zum Tempel: Herz des Tempels ist das große Buch, in dem die Lehre der Sikh niedergeschrieben wurde. Jede Minute des Tages werden die Verse laut vorgelesen, Musik kommt leise aus den Lautsprechern (geht das überhaupt?) und überall laufen wunderschöne Menschen herum: die Männer mit Turban und Bärten, die häufig gedreht und verknotet und unter dem Kinn zusammengefasst sind, die Frauen in Sari oder Salwar Kameez, mit glitzernden Armreifen bis zum Ellbogen und Mehendi. Alle paar Meter auf unserem Spaziergang um das Wasserbecken werden wir gebeten, für ein Foto Modell zu stehen: junge Männer, Familien, kleine Mädchen – alle wollen mit uns aufs Bild. Und mehrere Male werde ich auch gebeten, das Baby zu halten. Das Gute dabei ist, dass man dann ja auch immer ein Bild machen kann und so auch viele Sikh-Familien vor die Linse bekommt.
Viele der (insbesondere älteren) Männer tragen noch alle Zeichen der Sikh mit sich: den Bart und Turban, einen Armreif (der ursprünglich so groß und schwer war, dass er auch als Waffe zur Vertedigung genutzt werden konnte) und ein Messer oder Schwert aus eben diesem Grund. Die Wachen haben zudem noch eine große Lanze, die ziemlich spitz ist, wie ich feststellen muss, als einem der Wärter beim Palavern mit den Kumpels die Lanze aus der Hand fällt und mich genau am Hintern trifft.


Selbst nachts ist viel los und wir können uns kaum von diesem Ort trennen, denn im Dunkeln ist der Tempel noch viel schöner und mystischer als tagsüber. Er leuchtet und glänzt golden und spiegelt sich im Wasser. Die Lichter tanzen auf den leichten Wellen und vor lauter fotografieren muss man aufpassen, nicht über einen der Schlafenden zu stolpern, die sich überall auf dem Boden breit machen. Jeder kann hier auch kostenlos übernachten (von Reicheren wird jedoch eine Spende erwünscht).
Doch gegen Mitternacht suchen wir uns ein Tuktuk, das uns zurück in unser Hotel bringt.

16.08.2012 Grüße vom Dalai Lama

So hätte ich diesen Artikel gerne betitelt. Doch daraus wird nichts, denn der Dalai Lama vermeidet schon wieder ein Treffen mit mir. Vor ein paar Jahren war er in Sarnath, dem Ort, an dem Buddha seine erste Predigt hielt. Leider eine Woche bevor ich an diesen Ort kam. Als ich in Sarnath ankam, war der Dalai Lama bereits in München.

Dieses Mal war das verpasste Treffen noch knapper: ich bin in Dharamsala, dem Wohnort des Dalai Lama. Oder besser gesagt, ich bin  in McLoed Gunj, denn da wohnt er tatsächlich. Auf unserem Weg von Delhi nach Leh in Ladakh kommen wir hier vorbei und haben zwei Tage an diesem Ort. Der Dalai Lama hat erst vor zwei Tagen in Leh gepredigt, heute ist er bereits in Delhi. Leider ohne davor noch einmal zu Hause vorbei zu schauen und Socken zu waschen. Das ist Pech. Aber ich kann das jetzt nun mal nicht ändern.


In McLoed Gunj wechselt blauer Himmel mit Nebel, Regen mit Sonnenschein und alle paar Minuten haben wir anderes Wetter. Zwischen den Nebelfetzen kommen die Zedernwälder der Umgebung durch, die die Landschaft auf knapp 1.900 Metern Höhe prägen. Buddhistische Klöster, Manisteinmauern und das Mantra „Ohm mani padme hum“ prägen den Ort genauso wie Touri-Läden, Restaurants und Hotels. Es ist nicht so andächtig wie ich es mir vorgestellt hatte und doch gefällt mir der Ort. Mit einem Besuch im Tempel, einem Spaziergang zum nahe gelegenen Wasserfall, Thukpa (tibetischer Nudelsuppe) und Momos (den Minimaultäschchen), Gebetsmühlen und interessanten Gesprächen vergeht der Tag im Flug.

Schönster Moment: ich sitze mit zwei Freunden im Café. Ich mit Internet, die beiden Anderen mit ihren Postkarten beschäftigt. Eine alte Tibeterin mit rundem Gesicht, hunderten Falten und gütigen Augen kommt zu uns mit geflochtenen Armbändern und Ähnlichem an den Tisch. Ich spreche sie auf Hindi an, was sie jedoch nicht zu verstehen scheint. Sie antwortet in Tibetisch, was niemand von uns spricht. Als jeder einen kleinen Anhänger für je 30 Rupien kauft, strahlt sie übers ganze Gesicht. Ich frage sie, ob ich ein Foto von ihr machen darf (mit Gebärdensprache natürlich) und sie strahlt noch mehr und nickt freundlich. Doch auch ohne Foto werde ich ihr Gesicht wohl nicht so schnell vergessen, diese schönen, freundlichen Augen in einem zufriedenen Gesicht und ein Lächeln, das einem ein angenehmes Gefühl gibt. Was für eine ausdrucksstarke Frau und ein Moment, an den ich gerne zurück denke! Fast so schön wie ein Treffen mit dem Dalai Lama.

23.08.2012 Der wunderschöne, faszinierende und beeindruckende Manali-Leh-Highway

Um von Dharamsala nach Leh zu kommen, muss man über die Berge. Viiieeele Berge. Und man braucht schon auch ein paar Tage. Von Dharamsala über Manali, Keylong und das Zeltcamp von Sarchu kommen wir nach ein paar Tagen in Leh an.
Diese Strecke soll eine der schönsten Straßen der Welt sein und die Reisebücher haben nicht übertrieben.
Die Fahrt geht über mehrere Pässe bis zu 5.139 Metern Höhe. Flusstäler mit grünen Oasen, Gebetsfahnen und bunte Blumen, Felsen und Schluchten, Murmeltiere und Steinböcke begleiten uns auf den 750 Kilometern nach Norden. Am Liebsten würde ich wieder umdrehen und die gesamte Fahrt noch einmal machen. Doch auch von Leh bin ich so begeistert, dass ich gar nicht mehr weg will. Doch erst einmal ein paar Bilder von der Fahrt nach Leh:

Erkenntnisse und Bilder von Sarchu:

  1. Hockt man direkt vor dem Eingang eines Murmeltierbaus und quatscht die ganze Zeit mit einem Kumpel, bekommt man keines dieser süßen Tierchen zu Gesicht. (Sonst schon, wie das Foto beweist ;o)).
  2. Auf ca. 4.200 Metern Höhe ist es nachts zwar ziemlich schweinekalt, aber dafür hat man einen einmaligen Sternenhimmel direkt über sich: Milchstraße, großer Wagen, Cassiopaia und Millionen anderer Sterne sind so nah wie selten und bei Neumond und ohne Strom ab 21.00 Uhr auch sehr gut sichtbar.
  3. So ein Zeltcamp ist eine tolle Erfindung: man hat den Abenteuereffekt des Campens, aber dennoch ein richtiges Bett und sogar ein Waschbecken und WC im Zelt. So richtig was für Weicheier wie mich ***

Bilder von Keylong:

25.08.2012 Erste Eindrücke von Ladakh

  • Hier will ich bleiben: Leh ist ein toller Ort mit alter Burg auf dem Berg, Klöstern, verwinkelten Gassen, kleinen Läden und leckerem Essen.

 

  • Auch wenn angeblich lauter 6.000er Berge um Leh herum verteilt sind, erscheinen die irgendwie niedriger. Kein Schnee und die Berge ähneln großen Schutthalden, da der Schiefer oft in großen Stücken abbröckelt.

  

  • Die Ladakhi sind sehr freundliche Menschen und man hört überall ein fröhliches „Juley“. Bergvölker eben.

   

  • In Ladakh und Zanskar kann man hervorragend trekken. Seen, Klöster, kleine Dörfer, Berge – alles, was das Trekkerherz begehrt! Und man trifft kaum andere Touris unterwegs

25.08.2012 Klöster, Berge und Sonne in Leh

Leh ist die Hauptstadt der Region Ladakh und ein hervorragender Ort, um sich an die Höhe (ca. 3.500 Meter) zu akklimatisieren, mehrtägige Wanderungen in die Umgebung zu unternehmen, die Klöster um Leh zu besichtigen, zu shoppen oder einfach das mittelalterlich wirkende Gassengewirr in der Altstadt zu genießen.
Die alte Burg wurde hervorragend mit alten Baustoffen und Methoden restauriert.

Von dort oben hat man einen ausgezeichneten Blick über den Ort und die Berge, Gebetsfahnen wehen überall im Wind und tragen die Wünsche der Menschen in alle Himmelsrichtungen, Muezzin und buddhistische Glocken wechseln sich ab und auf den Dachterrassen der Restaurants kann man mit einer Traumsicht ladakhisches und kashmiri Essen genießen. Auf der Straße kommen einem immer wieder Esel entgegen, die sich manchmal die Seele aus dem Bauch schreien, Obsthändlerinnen in Tracht sitzen mit den reifen, kleinen Aprikosen der Region am Straßenrand und ich kann endlich mal wieder Nepali reden, da hier jeder aus Nepal zu komme scheint: der Betreiber der German Bakery, der Besitzer des Buchladens unter dem „Leh View Restaurant“, der Kellner im „Pinguin Restaurant“. Unser Junge für alles im Guesthouse ebenso wie viele Straßenhändler. Ach, wie schön ;o)

Bilder von Leh:

Bilder vom Kloster Hemis:

Bilder vom Kloster Thikse:

Bilder vom Kloster Shey:

31.08.2012 Trekking in Ladakh

Tag 1: Leh – Kloster Likir – Poba-Pass (3.800 Meter) – Chargatse-Pass (3.755 Meter) – Yangtang
Tag 2: Yangtang – Kung-Pass (4.070 Meter) - Hemis Shukpachan
Tag 3: Hemis Shukpachan – Ang – Temisgang
Tag 4: Temisgang – Tea – Bongbong-Pass (3.755 Meter) – Kloster Lamayuru – Ule Tokpo
Tag 5: Ule Tokpo – Kloster Alchi – Mangyu – Kloster Ridzong – Ule Tokpo
Tag 6: Ule Tokpo – Burg Basgo – Kloster Spituk - Leh

 

Wir haben bei diesem Trek kurze Tagesetappen von drei bis vier Stunden und unser Gepäck wird ebenfalls für uns transportiert. Das ist zwar sehr bequem, aber lang keine so große Herausforderung wie zum Beispiel der Trek im Langtang zu Beginn meiner Asien-Tour. Dennoch sind die sechs Tage unglaublich schön: die Landschaft ist (auch ohne schneebedeckte Berge am Horizont) einfach traumhaft, die Übernachtungen in unseren Zeltcamps geben dem Trek etwas Abenteuerliches, das Essen unseres nepalischen (!!!) Kochs ist so gut, dass ich sicher einige Kilos zugenommen habe und die Gruppe, mit der ich unterwegs bin, ist nett, lustig und eine sehr angenehme Gesellschaft. Lagerfeuer am Abend, Passbier und jeden Tag eine neue improvisierte Geburtstagsfeier runden diesen schönen Trek ab.

Erkenntnisse vom Trek durch Ladakh:

  1. Trotz der Annehmlichkeiten eines organisierten Treks mit einer Gruppe werde ich das nächste Mal alleine losziehen und alles selbst organisieren. Das ist auch hier kein Problem und ich kann mein Tempo und meine Tagesetappen selbst festlegen.
  2. Die Berge in Ladakh sind häufig aus Schiefer und anderen bröseligen Gesteinsarten, so dass man manchmal das Gefühl hat, durch eine riesige Schutthalde zu laufen.
  3. Die Leute in den Dörfern unterwegs sind sehr freundlich und freuen sich, Touristen zu sehen. Als wir nur schnell etwas einkaufen wollten, wurden wie erst einmal zum Tee eingeladen und blieben dann eine halbe Stunde dort, Kinder und Erwachsene winken und rufen einem immer ein „juley“ zu und niemand bettelt einen an.
  4. Die Klöster unterwegs sind wirklich interessant und schön – alte Wandmalereien, große, goldene Buddhas, die meisten Klöster am Hang eines Berges gebaut mit meist toller Sicht und nette Mönche, die einen gerne herumführen und alles erklären. Wenn man Glück hat, kann man auch eine der großen Sandmandalas sehen, die für Feiertage hergestellt werden.
  5. Ladakh ist toll!!! Ich komme definitiv wieder. Und zwar bald!

Bilder von Tag 1: 25.08.2012 - Leh – Kloster Likir – Poba-Pass – Chargatse-Pass – Yangtang

Bilder von Tag 2: 26.08.2012 - Yangtang – Kung-Pass – Hemis Shukpachan

Bilder von Tag 3: 27.08.2012 - Hemis Shukpachan – Ang – Temisgang

Bilder von Tag 4: 28.08.2012 - Temisgang – Tea – Bongbong-Pass – Kloster Lamayuru – Ule Tokpo

Bilder von Tag 5: 29.08.2012 - Ule Tokpo – Kloster Alchi – Mangyu – Kloster Ridzong – Ule Tokpo

Bilder von Tag 6: 30.08.2012 - Tag 6: Ule Tokpo – Burg Basgo – Kloster Spituk - Leh

31.08.2012 Kamele, ein Kloster und hohe Pässe – zu dritt unterwegs ins Nubra-Tal

Der Rest der Reisegruppe ist wieder zurück in Delhi und ich bleibe mit zwei Freunden in Leh zurück. Es ist traumhaftes Wetter mit Sonnenschein und strahlend blauem Himmel. Und wir planten eine Rafting-Tour auf Indus und Zanskar. Doch nur so lange, bis wir auf unserem Trek zum Indus gelangen und feststellen, dass dieser viiiiel zu kalt zum Raften ist. Der Zanskar soll laut Auskunft einer Ausflugsagentur noch kälter sein. Geht das noch kälter ohne zu Eis zu werden?


Auf jeden Fall beschließen wir umzuplanen, da wir ja keine Eisbären sind. Doch was kann man von Leh aus in einem Tag unternehmen? Die meisten Touren sind mehrtägig und meine beiden Freunde müssen ebenfalls einen Tag später nach Delhi zurück fliegen. Die Klöster der Umgebung haben wir bereits besichtigt und noch mehr muss erst einmal nicht sein.
In einer Agentur bekommen wir die absolute Traumtour für uns angeboten: ein Jeep für uns drei alleine mit Fahrer in Richtung Norden. Über den höchsten befahrbaren Pass der Welt, den Kardung La, mit seinen 5.602 Meter und bis ins Nubra-Tal. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass dort auch diese Baktrischen Kamele leben, auf denen ich gerne reiten möchte, das aber sonst immer nur in einer mehrtägigen Tour angeboten wird. Yippieh!

 

Statt kaltem Wasser bekomme ich nun Wüste und Kamele, dazu tolle und endlich mal wieder die richtig hohen Berge über 8.000 Meter zu Gesicht, eine atemberaubende Landschaft unterwegs sowie Murmeltiere, Yaks und Esel, eine kalte Nase am Pass bei kaum ein paar Graden Celsius und noch ein ruhiges Kloster in den Bergen, das Kloster Deskit, in dem uns wieder stolz ein Sandmandala gezeigt wird, das eben hergestellt wurde. Und wir haben den schnellsten Jeepfahrer Ladakhs. Vielleicht auch von ganz Jammu und Kashmir. Ich glaube nicht, dass Michael Schuhmacher die Strecke schneller hätte fahren können. Aber wir kommen abends wieder heil daheim an und können den Tag auf der Dachterrasse des Leh-View-Restaurants ausklingen lassen.

 

Jungs, danke für den tollen Tag, den ich ohne euch sicher nicht gemacht hätte!

01. bis 03.09.2012 das Ladakh-Festival in Leh

Vor drei Jahren wurde das jährlich Anfang September stattfindende Ladakh-Festival eingeführt, um die Touristen-Saison in dieser Region zu verlängern. Das klappt auch ganz gut, denn laut dem Chief Minister des Bundesstaates Jammu und Kashmir, der das Festival eröffnet, haben sich die Touristenzahlen deutlich erhöht. In diesem Jahr kamen bis Ende August ca. 125.000 Besucher nach Ladakh.

 

Das Fest besteht aus traditionellen Tänzen, Konzerten, Polospielen, Maskentänzen und weiteren kulturellen Aufführungen und zieht Gott sei Dank nicht nur Touristen aus Indien und dem Ausland an, sondern auch viele Ladakhi, die nach Leh pilgern, um die Traditionen der anderen Volksgruppen mitzuerleben und sich mal wieder so richtig herauszuputzen.

Am Eröffnungstag herrschen teilweise über 50°C, wir haben keinen Quadratzentimeter Schatten und in der Menge wird es ganz schön heiß. Doch ich habe immerhin nur ein T-Shirt an und beneide die Tänzer in ihren traditionellen Gewändern keineswegs, da diese eher für die deutlich länger andauernde kalte Jahreszeit ausgerichtet zu sein scheinen: dicke Pelze, wattierte Oberteile und gefütterte Röcke, Fellumhänge, Samtmützen und weitere warme Kleidung ist hier vorherrschend.

Umzug und Eröffnungsfeier

Polo

Dies sind die Polo-Spielregeln, soweit ich sie verstanden habe:

 

  • Eine Partie geht zwei mal 15 Minuten mit einer Pause von zehn Minuten zwischen den Halbzeiten.

 

  • Auf dem Feld befinden sich 82 Beine: zwei Teams à sechs Spieler mit je einem Pferd pro Spieler. Auch der Schiri hockt mit seinen eigenen zwei Beinen auf einem Gaul. Macht nochmal sechs Beine. Die übrigen vier Beine gehören dem Hund, der den Pferden ständig hinterher gelaufen ist und immer im Weg war.

 

  • Nach jedem Tor wird die Spielfeldhälfte gewechselt. Da das Spiel dabei nicht unterbrochen wird, muss der Torwart einen ordentlichen Sprint hinlegen, damit der Ball nicht schneller in seinem neuen Tor ist als er dorthin gelangen kann. Dass alle fünf Tore des heutigen Spiels auf der anderen Seite geschossen wurden und ich somit keines direkt mitbekommen habe, ist wohl eher keine offiziell Regel sondern Pech ;o)

 

  • Für die Pferde ist das kein schöner Sport, da die Spieler mit den Zügeln nicht gerade zimperlich umgehen und auch das abrupte Bremsen und Weiterrennen ist sicher nicht gut für die Gelenke.

 

  • Beim Polo muss auch das Publikum sportlich sein. Wenn der Ball in Richtung AUS geschossen wird, will ihn doch jeder Spieler noch erwischen und rast ungebremst hinter dem Ball in die am Spielfeldrand stehende Menschenmenge. Und auch die Schläger holen weit aus.

 

  • Mir kommt Polo ein wenig unkoordiniert vor: alle zehn Feldspieler rennen immer hinter dem Ball her. Nichts mit Verteidiger, Manndecker oder Stürmer. Manchmal sieht es aus wie beim Elefantenfußball in Chitwan, wo auch alle Elefanten planlos hinter dem Ball herwaren. Jedoch haben diese ihre Rüssel nicht so oft verloren wie die Polospieler ihre Schläger, die schon mal auch durch die Luft fliegen.

 

  • Zwischen Maskentänzen und Fotoausstellung ein gelungener und kurzweiliger Beitrag des Ladakh-Festivals, der ebenfalls einen wichtigen Bereich ladakhischer Lebensweise zeigt.

 

Maskentänze des Kloster Hemis

Wer meine Bilder vom Mani Rimdu Festival im Kloster Tengboche gesehen hat, wird einige der Kostüme und Holzmasken wieder erkennen. Auch wenn wir uns in einem anderen Land befinden, die Tänze zur Vertreibung der bösen Geister der alten Bön-Religion scheinen fast identisch zu sein. Alle Klöster in Ladakh haben ein solches Fest, das meist im Januar/ Februar oder aber im Juni stattfindet.


Für das Ladakh-Fest haben die Mönche des Kloster Hemis wieder ihr Häs ausgepackt und zeigen ein paar ihrer Tänze. Bei traumhaftem Wetter und angenehmen Temperaturen zieht diese Veranstaltung viele einheimische wie fremde Gäste an. Hier sind ein paar Bilder:

Bogenschießen

Schießen wie bei Winnetou: mit hölzernem Pfeil und Bogen. Nicht mit diesen High-Tech-Dingern, die ich am letzten Tag der olympischen Spiele gesehen habe. Und das auch noch in traditionellen Klamotten. Schöööön! Auch wenn ich auf ein Turnier gehofft habe, jeder aber immer nur auf den Sandsack am anderen Ende des Platzes gezielt hat.

Tänze

Die verschiedenen Volksgruppen führen immer wieder auch traditionelle Tänze auf. Leider stand ich ziemlich weit hinten in der Menge und konnte kaum Bilder machen, da alle vor mir ihre Kameras und Videoapparate in die Höhe gehoben haben. War aber dennoch schön anzusehen.

Erkenntnisse des Ladakh-Festivals:

  • Auch wenn das Fest für Touristen eingeführt wurde, so sollten diese (wir) ein gewisses Maß an Zurückhaltung zeigen. Die dicken Kameras werden den Tänzern direkt ins Gesicht gehalten und behindern damit den Tanz, bei der Parade laufen die (meist auch noch so richtig typisch nach peinlich aussehenden) Touris bei den Teilnehmern mit, um ja das allerbeste Bild zu schießen und je unhöflicher die Fotografen sind, desto besser sind anscheinend die Bilder. Mehr Persönlichkeitsrechte werden vermutlich nur in China verletzt und mir fällt wieder der Begriff des Fremdschämens ein.

 

  • Kleine, alte Ladakhi-Frauen drängeln sich ständig vor und bringen damit auch mal eine gesamte Menschenmenge ins Wanken.

 

  • Jedes Dorf und jede Region in Ladakh hat unterschiedliche Kleidung, Tänze und Traditionen, die man hier bewundern kann. Das ist schon sehr interessant und schön anzusehen.

 

  • Die Organisation des Festivals scheint sehr gut zu sein. Problematisch ist nur, dass selbst am Eröffnungstag um 9.00 Uhr morgens keine Touri-Info, kein Hotel und kein Ladenbesitzer genau zu wissen scheint, dass das Fest um 10.00 Uhr beginnt. Nirgends Programme, Plakate oder Informationen. Das ist sehr schade, da man so nie so richtig weiß, was genau wo vor sich geht. Ab dem zweiten Tag hängen jedoch an manchen Stellen im Ort Zettel (wirklich nur Zettel) mit den erforderlichen Infos.

 

  • Das Kloster Hemis hat im jedes Jahr im Februar ein großes Fest mit ähnlichen Maskentänzen, wie ich sie schon aus Tengboche kenne. Manche dieser Tänze werden auch hier aufgeführt. Allerdings bei ca. 40°C mehr als im Original ;o)

03.09.2012 Post traumatische Erlebnisse

Ich habe heute die unfreundlichsten, inkompetentesten und furchtbarsten Menschen Indiens getroffen. Vielleicht sogar von ganz Asien.

 

Doch alles von vorne:
Heute früh packe ich meine Tasche und – welch Überraschung – sie ist viel zu schwer. Nicht nur, dass ich sie kaum hoch heben kann, wie soll ich sie denn durch die Gegend tragen? Also komme ich auf die Idee, wieder einmal ein Päckchen nach Hause zu schicken. Von Vietnam aus habe ich das auch gemacht und beide Päckchen (von Hanoi und HCMC) waren relativ preiswert, pünktlich und ich musste nur mit meinen Sachen in der Post erscheinen und alles wurde verpackt, gepolstert und der Karton sogar noch gegen Regenwasser geschützt.

 

Also frage ich gegen halb eins mittags (nach dem Programm des Ladakh-Fests) bei der kleinen Poststelle im Zentrum Lehs nach, was denn ein Päckchen nach Deutschland kostet. 2.600 RS für fünf Kilo, 3.500 RS für zehn. Das passt doch. Nicht ganz billig, aber besser als rumschleppen. Ich muss aber Stoff zum Einpacken selbst besorgen, da Verpackungsmaterial trotz großer Werbung an der Poststelle nicht vorhanden ist. Also, erst zum Stoffhändler, dann einen Karton gesucht und im Hotel mit den schweren Sachen vollgepackt, die ich in den nächsten vier Wochen nicht mehr brauchen werde.
Um 13.10 Uhr bin ich mit meinem ca. zehn Kilo schweren Päckchen wieder an der Post. „Sorry, heute nicht möglich“, sagt die Frau am Schalter. Was??? Ich hab doch grad erst gefragt und zum Abschied gemeint, dass ich gleich wieder komme. „Ja, aber nur bis 13.00 Uhr Päckchen möglich. Habe dir nachgerufen, aber du hast nicht gehört, weil du schon aus der Post rausgegangen warst.“ Blöde Kuh, denke ich und frage, ob es irgendwie möglich ist, das Päckchen doch noch aufzugeben, da mein Jeep nach Srinagar ja um 16.00 Uhr fährt. „Geh zur Hauptpost, die kann den ganzen Tag Päckchen annehmen“.


Ok, also noch einmal quer durch die Stadt gelaufen, den Karton im Arm. Und wenn man mal ein Taxi braucht, ist keines zu sehen. Nach 45 Minuten bin ich in der Hauptpost. Zusammen mit bald zwanzig anderen Leuten. Nur, hinter dem Schalter ist niemand. Dabei ist die Mittagspause bereits seit 13.30 Uhr zu Ende. Um 14.15 Uhr kommt die erste Postfrau und macht es sich an ihrem Schalter gemütlich. Der Sikh neben mir fragt sie, warum sie denn jetzt erst eintrifft, wo doch die Mittagspause schon lange vorbei ist. „Die anderen sind ja auch noch nicht da“, ist die Antwort. Was für ein Service!
Nach weiteren 20 Minuten bin ich dran und ich erfahre hier, dass mein Päckchen nun 4.200 RS kosten soll. Das ist zwar deutlich teurer als ich eben noch erfahren habe, aber jetzt laufe ich nicht wieder heim und schleppe das ganze Zeugs in meiner Tasche rum. Ich werde gebeten, hinter den Schalter zu kommen, so dass man den Inhalt meines Päckchens begutachten kann: Stoffe, Bücher, Aprikosenmarmelade aus der Region und eine kleine Flasche Whisky. Die darf allerdings nicht ins Paket. Und obwohl nun eine Flasche weniger drin ist, bekommt der Postmensch nicht mehr alles in die Box. Ich helfe nach und bald ist wieder alles verstaut. Zum Einnähen in meinen Stoff soll ich ins Nebenzimmer gehen. Dort stehen ein Mann und eine Frau, auf die ich zugehe und sie bitte, mir mein Päckchen einzupacken. „Warum?“, fragt sie. „Weil Päckchen hier in Indien eingenäht werden müssen“, antworte ich. „Warum ich?“ kontert sie. Ähhh, weil du in der Einpackstation der Post arbeitest und ich dich dafür bezahle, liegt mir auf der Zunge, doch ich erkläre nur, dass die Dame am Schalter mich zu ihr geschickt hat. „Nee, mach ich nicht“ ist die abschließende Antwort.
Ich latsche also wieder mit meinem Päckchen nach vorne und berichte, dass niemand mein Päckchen einnähen will. „Dann mach es doch selbst“ wird mir aufgetragen. Ich soll über 60 Euro für ein Päckchen zahlen und dann auch noch selbst anfangen zu nähen? Doch was bleibt mir anderes übrig. Nach vielem Bitten erhalte ich wenigstens Nadel und Faden und nach einer Dreiviertelstunde ist mein Paket in weißen Baumwollstoff gehüllt. Nicht schön, aber ich will ja auch keinen Schneiderladen aufmachen. Auch um Stifte für die Adresse muss ich betteln, doch bald ist alles ausgefüllt und beschriftet. Beim Absender kommen wir uns wieder in die Haare, da ich keine Adresse in Leh angebe. Welche auch?

 

Nun kostet das Päckchen plötzlich 4.550 RS. Das wird ja immer teurer. Wofür sind denn die neuen 350 RS? „Fürs Verpacken“, ist die patzige Antwort. Wie bitte???!?!! Ich bringe Stoff mit und nähe mein Päckchen selbst ein und bezahle dafür auch noch mehr als fünf Euro? „Du kannst es ja wieder mitnehmen, wenn dir das nicht passt“, pampt mich die Frau an. Ich lege 5.000 RS auf den Tisch und warte auf mein Rückgeld, das aber nicht kommen will. Erwartet die Tussi echt, dass ich ihr jetzt auch noch 450 RS Trinkgeld gebe? Keine Chance!

 

Nach fast zwei Stunden stehe ich wieder vor der Post, ohne Päckchen, ohne Geld und mit einer riesen Wut im Bauch. Gut, dass ich den Whisky noch habe, den könnte ich jetzt gut gebrauchen... Doch ich habe nur noch eine halbe Stunde, um zurück zum Hotel zu laufen, meine nun leichtere Tasche zu schultern und zum Jeep nach Srinagar zu laufen.

 

Und Gott sei Dank treffe ich unterwegs wieder nur nette Menschen: meinen Burschen für alles aus dem Hotel (Nepali!), den Mann aus der Bäckerei (auch Nepali), die Jungs von der Travel-Agency (Ladakhi) und meinen supernetten Fahrer, der mich nun in 15 Stunden nach Srinagar bringen soll. Und schon mag ich die Inder wieder ein wenig mehr.

 

Jetzt muss mein Päckchen nur noch ankommen.

 

 

Edit: 14.09.2012: Mein Päckchen ist angekommen! Auch wenn die Speed Post laut der Auskunft der Frau drei Wochen dauern soll, ist mein Paket bereits nach 10 Tagen daheim. Mensch, bin ich froh! 

03.09.2012 Fazit Ladakh

  • Ich muss wieder herkommen, denn unser kleiner Trek hat nur einen ersten Eindruck verschaffen können. Doch hier kann man noch viel mehr schöne Touren machen. Nächstes Mal auf dem Programm steht Zanskar und die Seen südlich von Leh.

 

  • Auch für das Ladakh-Festival ist es wert, zu bleiben. Schade, dass ich die kulinarischen Vorstellungen verpasst habe, denn dann bin ich schon in Kashmir.

 

  • August ist eine gute Zeit in Ladakh, jedoch wird im Juni wohl noch mehr Schnee auf den Bergspitzen der Umgebung sein. Und im Januar/ Februar finden viele Kloster-Feste statt.

 

  • „Ki Ki So So, Lhargyalo!“ - dieser Schlachtruf wurde uns beim Trekken von unserem Guide beigebracht. Er bedeutet so viel wie: „die Götter werden siegen!“ So sei es!

03./04.09.2012 Fahrt von Leh nach Srinagar

Die Fahrt von Leh nach Srinagar ist atemberaubend, faszinierend und führt durch gigantische Landschaften; sie ist allerdings nicht ganz ungefährlich. Zumal die meisten Jeeps über Nacht fahren. Abfahrt ist am Spätnachmittag gegen 17.00 Uhr, Ankunft nach 15 Stunden am frühen Morgen.

Ich habe Glück und den sichersten, besten und freundlichsten Fahrer ganz Indiens erwischt. Er fährt nicht, als ob er ein Rennen gewinnen muss und legt immer wieder Pausen ein.

 

Wir fahren in Kolonne mit insgesamt fünf Jeeps mit je sieben Passagieren. Ich stelle fest, dass ich die einzige Ausländerin bin. Und die einzige Frau. Naja, nicht ganz, denn in meinem Auto fährt ein Baby mit, noch keine fünf Monate alt. Die Mutter hat sich in Leh von Kind und dem jungen Mann hinter mir verabschiedet, ihm das Mädchen, Milchpulver und einen riesigen Berg dicker Decken in die Hand gedrückt und uns alleine gelassen.

Das kann ja heiter werden, denke ich mir. Ein Baby und sechs junge Kerle im Auto. Doch weder hören die Jungs laute Musik noch schreit die Kleine. Manchmal fängt sie an zu wimmern und sofort kümmert sich der junge Papa um Füttern, Windeln wechseln und mit leicht panischem Klang in der Stimme versucht er, seine Tochter wieder zu beruhigen.

Ein bisschen überfordert ist er schon, aber wirklich sehr um das Kind bemüht. Als alle einschlafen und die Kleine aus den vielen Decken auf den Boden zu rutschen droht (sie steckt irgendwie zwischen Sitz und Knien des Vaters fest) nehme ich sie zu mir nach vorne. Als der Vater aufwacht, scheint er über dieses Arrangement sehr erfreut, denn erst als ich aussteigen muss, macht er Anstalten, die Kleine wieder zu nehmen.

 

Eine schöne Fahrt und ich komme um 7.00 Uhr in Srinagar an, bereit, auch Kashmir unsicher zu machen. 

05.09.2012 Erste Eindrücke von Kashmir

  • Ich will hier weg! Ich habe mir Srinagar anders vorgestellt. Vielleicht war ich dabei ein wenig von dem Buch „Shalimar“ von Rebecca Ryman (eigentlicher Name: Asha Banjdeo) geblendet und in den letzten hundert Jahren hat sich ja auch viel verändert. Heute ist Srinagar eine große Industriestadt mit lärmenden Shikara-Vermietern, lästigen Verkäufern und ein paar Touri-Restaurants. Dal-See und Nagin-See sowie die Mogul-Gärten sind jedoch sehr schön gelegen und die Unterbringung auf einem Hausboot mal etwas Neues.

 

  • In Kashmir sind mehrheitlich Muslime. keine große Überraschung. Woran ich mich erst wieder gewöhnen muss ist, dass diese anders sind als die Hindus und Buddhisten aus Ladakh und Zanskar. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, aber Muslime starren fremde Frauen/ mich ständig an. Nicht so wie die Menschen in Myanmar, die einfach platt waren und nicht an so viele Touris gewöhnt. Dieses Starren hier hat deutlich anzüglichere Seiten, so dass ich mich am Liebsten in einem Rollkragenpullover und dicker Jacke verstecken würde. Kein Wunder wollen auch die Frauen hier die Burka nicht aufgeben.

 

  • Natürlich gaaaaanz ohne Hintergedanken werde ich immer wieder nach meinem Einkommen, den Kosten meiner Kamera und der Uhr, meinen Goldvorräten in Kilo (!!!) und dem Wert der (nicht vorhandenen) Häuser meiner Familie gefragt. Und nebenbei eingeworfen, dass die Leute hier ja ach so arm sind. Und bereits nach zwei Stunden in Srinagar hat meine Hausbootsfamilie die Fühler ausgestreckt, ob ich denn keinen Kashmiri heiraten möchte, vorzugsweise einen aus der eigenen Familie. Ähhh, nein, will ich nicht!

 

  • Vielleicht ist es einfach keine ideale Zeit, nach Kashmir zu kommen: Tulpen und Mandeln blühen im März/ April, dann sind auch die Mogul-Gärten am Schönsten. Krokusse soweit das Auge reicht, gibt es im Oktober. Mai und Juni sind zwar heiß, dafür soll die Sicht klarer sein als jetzt im September. Naja, Pech gehabt.

05.09.2012 Homeshoppen Kashmiri Art

Mein Hausbootbesitzer hat mich gefragt, ob ich sehen will, wie Papiermaché und Pashminaschals hergestellt werden und auch eine Holzschnitzerei besuchen will. Auja, das klingt doch interessant.

 

Nur habe ich mir das so vorgestellt, dass wir zu einer Manufaktur gehen und den Leuten dort über die Schulter schauen. Gegebenenfalls kann ich dann danach ja auch noch etwas kaufen.

Tatsächlich lief das so ab, dass bereits am ersten Morgen, als ich mein Hausboot in Richtung Frühstück verlasse, mehrere kleine Boote neben meinem großen liegen. Alle auf den Booten grüßen mich auch freundlich. Nach dem Frühstück will ich mich gemütlich auf die Veranda setzen und den See in Ruhe genießen.

Doch schon steht der erste der Verkäufer bei mir auf dem Boot. Mit einem riesigen Bastkorb voller Papiermaché-Sachen: Eier und Christbaumkugeln, Döschen und Schächtelchen in allen erdenklichen Größen und Mustern, springende Pferde-Figuren, Teetassenuntersetzer, die sich laut dem Verkäufer hervorragend als Geschenk für Mütter eignen (keine Sorge, Mama, ich hab dir keine gekauft ;o)) und und und. Auf meinen dezenten Hinweis hin, das ich eher zusehen würde, wie man Papiermaché herstellt, wurde mir der Prozess in einem Urdu-Englisch-Gemisch genau erklärt. Theoretisch kann ich jetzt also das alles auch selbst machen, gesehen hab ich es aber immer noch nicht.

Nach ein paar kleineren Einkäufen ist der Mann wieder am Einpacken, als bereits der zweite Händler an Bord kommt. Mit Safran und grünem Tee. Safran ist sehr gesund (so lerne ich) und hilft auch gut beim Abnehmen. Nur jeden Tag einen Faden zu mir nehmen und schon – schwupp – hab ich mehrere Kilo weniger. Hmmm, kann ja sein. Doch wenn mir (ca. 62 Kilo) jemand mit ca. 150 Kilo Körpergewicht erzählt, dass Safran so toll beim Gewicht reduzieren ist, warum nimmt er nicht selbst ein paar Gramm ein? Oder gleich ein ganzes Kilo? Selbst wenn er mein Gewicht abnimmt, bleibt ja immer noch genug übrig für einen ausgewachsenen Mann. Da das Gramm nur 200 Rupien kostet und Safran auch typisch für die Gegend ist und man das Zeugs für die Herstellung des traditionellen Tees (Khawa) braucht, kaufe ich mir ein Gramm. Das sollte für ein paar Tassen Tee und ca. 10 Kilo reichen ;o)

 

Mr. Safran-lässt-die-Pfunde-purzeln verlässt gerade mein Boot, Mr. Papiermaché packt immer noch zusammen, da kommt schon Nummer drei auf die Veranda: mit Schals. Die ersten gefallen mir Gott sei Dank überhaupt nicht; zu bunt, zu grell und keine schönen Muster. Doch dann kommen die Pashmina-Schals und (ja, ich weiß, ich kann bereits selbst einen Laden aufmachen) schon habe ich einen wunderschönen Schal gefunden. Hab mich diesmal aber auf einen einzigen Schal beschränken können.

Das nenn ich mal Homeshopping: ich hocke gemütlich daheim rum und die Händler flanieren an mir vorbei ;o) Wobei ich sagen muss, dass die Preise echt vernünftig sind. Das kommt auch daher, dass ja keine Ladenmiete oder Personal gezahlt werden muss.

 

Da Hassan (mein Hausbootmensch) und ich eigentlich schon vor einer Weile in Richtung der Mogul-Gärten aufbrechen wollten, werden die übrigen Händler wieder weg geschickt. Doch ich bin mir sicher, dass ich auch morgen früh beim verlassen des Hausboots wieder ein freundliches „Good Morning, Ma’am, ich komm nachher auf dein Boot“ hören werde.

 

Auch wenn ich mir die „Manufakturen“ anders vorgestellt habe, so war das doch ein ganz vergnüglicher Vormittag. Homeshopping à la Kashmir.

06.09.2012 Srinagars Seen, Moscheen und Gärten

Die Stadt Srinagar liegt eingebettet in Berge an mehreren miteinander verbundenen Seen. Viele Kanäle, Moscheen in ganz eigenem Stil, die Mogul-Gärten und hunderte Bäckereien prägen das Ortsbild.

 

Leider ist die gesamte Stadt etwas heruntergekommen und wirkt wenig gepflegt. Klar, man merkt der Stadt und ihren Bewohnern den jahrelangen Konflikt zwischen Indien und Pakistan noch an und bis heute ist ja Nichts ganz geklärt. Doch deswegen die alten Gebäude verfallen zu lassen und Traditionen nicht zu pflegen ist sehr schade. Die Menschen scheinen hier mehr Vergangenem nachzutrauern als Hand anzulegen und etwas Neues zu schaffen.

Auch Länder wie Kambodscha, Laos und Vietnam, ganz zu schweigen von Myanmar haben ja sehr schwere Zeiten und Kriege hinter sich, aber irgendwie gehen die anderen Volksgruppen anders damit um und haben ihr Land wieder neu aufgebaut. Hier habe ich leider manchmal das Gefühl, dass der Wiederaufbau nicht vorangetrieben wird, weil es ja eh bald wieder Krieg geben könnte.

 

Doch in den alten Mogul-Gärten ist davon Gott sei Dank wenig zu sehen: Familie halten Picknicks, die Kinder spielen Fangen und junge Pärchen verschwinden hinter den Hecken. Kleine paradiesische Orte inmitten einer Millionen-Stadt voll Dreck und Müll.

 

Ich hoffe, dass Kashmir es schafft, aus der Nachkonfliktzeit herauszukommen und das wunderschöne Land wieder aufzubauen. Ich wünsche es mir für euch und alle Besucher, die wie ich das Buch "Shalimar" gelesen haben und die bezaubernde Welt von Emma und Damien erleben wollten.

Praktische Tipps:

LEH:

 

Hotel Bimla, in einer kleinen Seitengasse der Fort Road (kein Verkehr), 700 RS, sehr nette Familie, schöne Sicht auf die Burg und die Tempel, tolle Dusche mit heißem Wasser, hotelbimlaladakh@yahoo.co.in.

 

Hotel Grand Willow, Fort Road. Etwas andere Preisklasse als gewohnt, aber für ab 1.300 RS gibt es schöne und große Zimmer. Heiße Dusche und toller Blick auf die Berge insbesondere von der Dachterrasse aus. Netter Blumengarten.

 

Leh-View-Restaurant. Leckeres Kashmiri Essen, Pizza war auch lecker. Der „Special Tea“ in einem großen Teepott entpuppt sich als kühles Bier ;o) Die Tarnung ist aufgrund der Nähe zur Moschee nötig bzw. eine gute Idee des Restaurants, weder Nachbarn noch Kunden zu verprellen. Witzige Kellner ;o)

 

Pinguin Restaurant. Große Auswahl an leckerem Essen, insbesondere Palak Paneer und die anderen indischen Gerichte sind hervorragend. Auch Frühstück wie Müsli mit Obst, Joghurt und Honig ***

 

Trekking- und Travel-Agentur „Leh Trekdi“, gegenüber dem Parkplatz in der Zangsti Road, lehtrekdi@gmail.com.

Kompetentes Team von netten und hilfsbereiten Jungs und die besten Angebote sowie preiswertesten Bus-/Jeeptickets.

Auch wenn nichts für sie dabei herausspringt: sie haben meine Hotelbuchung für Mumbai getätigt, mich auf der Enfield durch halb Leh gefahren und auch sonst immer geholfen, wo es ging.

 

SRINAGAR:

 

In der Moonlight Bakery gibt es die weltbesten Walnusskuchen. Nicht gerade ein Schnäppchen (ein Stück mit ca. 4 x 5 cm kostet 25 RS), aber soooo lecker! Die Bakery liegt im kleinen Einkaufsviertel am Eck zwichen Hazratbal Moschee und der Uni. Eigentlich nicht zu verfehlen. Außerdem ist sie in der Umgebung bekannt.